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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve. Neues Schuljahr neues Glück heißt es für manchen Pennäler. Mit Freude blickt man dann nach den Sommerferien auf den aktuellen Stundenplan.
Beispielsweise als Schüler der achten Klasse der Realschule Balve. Mit montags sechs Stunden und den Rest der Woche täglich fünf scheint der schulische Aufwand bei 26 Wochenstunden doch überschaubar. Ähnlich in der Klasse neun: Mit mittwochs vier Stunden, donnerstags fünf und an drei Tagen sechs Stunden, kommt man auf 27 Wochenstunden. Auch in den anderen Jahrgangsstufen zeichnen sich die Stundenpläne nicht grad durch ausgeprägte Fülle aus.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Während die freizeitgesegneten Schüler sich über freie Nachmittage freuen, blicken die Eltern derer mit Sorge auf die Entwicklung. Zum Vergleich: Das Schulgesetz NRW sieht für Schüler der achten Klasse 30-33 Stunden, für die der neunten Klasse 31-34 Stunden und für die zehnte Klasse ebenfalls 31-34 Stunden vor und das nicht ohne Grund: Am Ende der Klasse zehn stehen zentrale Prüfungen an, die über die Vergabe der Abschlüsse mit entscheiden.
Die Jahrgangsstufen fünf bis zehn sollen die Schülerinnen und Schüler auf diese Prüfungen vorbereiten. Den Kindern fehlt aber unterm Strich bis zu einem kompletten Unterrichtstag in der Woche, der auf die anderen Tage verteilt wird. Dazu kommt, dass die Kinder, die aktuell die Schulbank drücken bedingt durch die Corona Pandemie, neben Defiziten nach Sozialkontakten und allgemeiner Sicherheit (Bericht zur Drogenproblematik in dieser Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG auf Seite 7) auch massive Lücken in der gesamten Schullaufbahn zu verzeichnen haben.
Zusätzlich zu der strukturellen Kürzung im Stundenplan kommt es auch zu Ausfällen kompletter Tage beispielsweise wenn andere Klassen auf Klassenfahrt sind. Auch die „Pädagogischen Ganztage“ bescheren den Schülerinnen und Schülern immer wieder entspannte Aufenthalte zu Hause. Sehr zum Leidwesen der Eltern, die dann spontan eine Ersatzbetreuung organisieren müssen, damit gegebenenfalls Hausaufgaben zu Hause erledigt werden.
Nach den Gründen für die Stundenreduktion befragt erklärt Nina Fröhling, Schulleiterin der Realschule Balve, dass der Fachkräftemangel, der in nahezu allen Branchen beklagt werde, seit Jahren auch die Schulen betreffe. Seit diesem Jahr werde konkret auch die Realschule Balve in Mitleidenschaft gezogen.

Zwei Lehrkräfte seien an andere Schulen versetzt worden, Elternzeit und Erkrankungen kämen hinzu. Zum 1. November werde aber eine neue Lehrerin eingestellt. Weitere Ausschreibungen würden folgen.  Die Lage werde sich etwas entspannen, wenn im kommenden Jahr einige Kolleginnen und Kollegen aus der Elternzeit zurückkehrten. 
Balve sei keine Universitätsstadt und liege sehr weit von der Autobahn entfernt, was sich nachteilig auf die Nachwuchsgewinnung auswirke. Die meisten Lehrkräfte gewinne man durch Bestandskolleginnen und -kollegen, die für die eigene Schule Werbung machten. Außerdem werbe man an den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung.
Die Bezirksregierung in Arnsberg bestätigt diesen Umstand. Aktuell liege die Personalausstattungsquote bei 77%.  Allerdings wurden bereits im März Lehrerstellen ausgeschrieben (die HÖNNE-ZEITUNG berichtete). Laut Ursula Kissel von der Pressestelle in Arnsberg sehe man die Abschlüsse der Kinder jedoch nicht gefährdet. Der Grund dafür sei, dass kein Unterricht in den Hauptfächern ausfalle.
„Von Ausfällen betroffen sind die Fächer Kunst, Textil und Biologie. Auch Sport wird nicht voll erteilt. Statt Technik bei der Arbeitslehre wurde zunächst Hauswirtschaft erteilt. Technik wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr unterrichtet werden können.Die Jahrgangsstufe 8 ist von den Ausfällen prozentual am meisten betroffen. Hier werden aktuell nur 26 Stunden erteilt.“
Außerdem habe man ein Vertretungskonzept entwickelt um die Folgen abzumildern. Bei krankheitsbedingten Ausfall würden – wenn möglich – Aufgaben für daheim ins digitale Klassenbuch eingestellt. Man hoffe, dass sich die Situation zum 1. November im neuen Jahr verbessern würde.
Wie das allerdings den aktuell in der Schule befindlichen Schülern helfen soll bleibt fraglich. DP

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