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Balve/Neuenrade. (R.E.) Im Moment sind die Waldbesitzer des Sauer-, Sieger- und Bergischen Landes stark vom Borkenkäfer betroffen. „Über Nacht stehen wir praktisch vor dem Ruin. Um das Aus zu verhindern, stellte die Landesregierung Fördergelder für die schnelle Aufarbeitung und Entfernung der befallenen Bäume in Aussicht. Jetzt will das Land die Förderung einstellen. Das ist der Supergau für die Waldeigentümer, denn sie haben sich auf die Zusagen verlassen. Andernfalls hätten sie die Bäume einfach stehen lassen, da sich der Abtrieb ohne Förderung nicht rechnet“, sagt der Vorsitzende der Forstbetriebs-Gemeinschaft Balve, Hubert Priggel. Aus diesem Grunde hat die FBG Balve einen geharnischten Brief an NRW-Ministerin Heinen-Esser geschickt. Sie fühlen sich von ihr um die zugesagten Fördergelder betrogen. Hier der Brief im Wortlaut:

„Sehr geehrte Frau Ministerin Heinen-Esser,
die Forstbetriebsgemeinschaft Balve liegt im Hauptschadensgebiet der Borkenkäferkalamität. Nachdem wir bereits bei Kyrill mehr als die Hälfte unseres Waldes verloren haben, zerstört der Borkenkäfer infolge der Dürrejahre jetzt die letzten Fichtenbestände in unseren Wäldern. Die zeitnahe Ernte und Abfuhr des befallenen Holzes ist die einzige Chance, vielleicht noch einige Bestände zu retten. Daher hatten wir uns bei Einrichtung der Extremwetter-Förderungsrichtlinie sehr gefreut, dass der vorzeitige Maßnahmenbeginn unbürokratisch auf das Urteil der Forstbeamten vor Ort delegiert wurde. Nur so war eine schnelle Aufarbeitung, optimiert nach Forstschutzaspekten, auch Waldbesitzer übergreifend möglich.

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Am 10. Juli 2020 hat die FBG Balve einen Sammel-Förderantrag in Höhe von 735.400 Euro nach der Extremwetterrichtlinie des Landes NRW beim Regionalforstamt in Lüdenscheid eingereicht. Leider konnte dieser bis heute weder in Gänze, noch in Teilbeträgen bewilligt werden, da dem Regionalforstamt Märkisches Sauerland nur ca. 5,9 Mio. Euro zugewiesen wurden, obwohl bereits im September für mindestens drei Mio. Euro weitere Förderanträge vorlagen. Dies hatte das Forstamt auch frühzeitig berichtet. Das Defizit in den Mitteln zur Extremwetterrichtlinie liegt heute bei weit über 2 Mio. Euro im Forstamtsbereich.

Nun ist die Situation eingetreten, dass die beim Landesbetrieb zuständige Geschäftsstelle Forst am 24. November 2020 die Forstämter angewiesen hat, keine weiteren Förderanträge mehr zu bewilligen. Auch die Bewilligung des vorzeitigen Maßnahmenbeginns wird untersagt. Ebenso sind Anträge auf Verlängerung des Bewilligungszeitraumes ins nächste Jahr abzulehnen. Nicht abgerufene Fördermittel verfallen. Begründet wird das mit fehlenden Finanzmitteln im Fördertopf.

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Das hat zur Folge, dass für den bis heute nicht bewilligten Förderantrag der FBG Balve eine Fördersumme von fast 500.000 Euro aufgelaufen ist, die nicht bewilligt und auch nicht ausgezahlt werden kann. Das bedeutet für die Mitglieder unserer Forstbetriebsgemeinschaft eine Katastrophe. Wir haben auf die Fördermittel vertraut und teilweise mehrere zehntausend Euro Lohnkosten vorgestreckt.

Um nicht noch tiefer in diese Förderfalle hineinzutappen, mussten wir sämtliche Aufarbeitungsarbeiten sofort einstellen. Unternehmer aus dem ganzen Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland stehen von heute auf morgen ohne Arbeit da und reisen ab, obwohl eigentlich noch genügend Arbeit für sie da wäre. Aufgebaute Geschäftsbeziehungen, die auf fragilen Logistikketten beruhen, geraten ins Stocken und lassen sich nur schwer wieder aufbauen. Die Folgen für unsere Wälder sind absehbar, denn im Frühjahr fliegt der Käfer wieder…

Wir mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche Belastungen meistern. Nach Kyrill wurden mehr als 750 ha Wald wieder aufgeforstet und gepflegt. Die Umstellung der Holzvermarktung auf eine private Vermarktungsgesellschaft und die Einführung der direkten Förderung der Betreuung haben die Finanzen und die Nerven der Mitglieder und des Vorstandes strapaziert. Die immer schlimmer werdende Borkenkäferkalamität raubte uns die letzten Hoffnungen. Altersversorgung und Finanzierung der Ausbildung unserer Kinder sollten aus dem Wald gestützt werden. Alles kaputt.

Die Holzaufarbeitung ist in vielen Beständen nicht kostendeckend. Von den anstehenden Kosten für die Wiederaufforstung und Pflege ganz zu schweigen. Auf unsere FBG kommen Instandsetzungskosten für zerfahrene Waldwege zu, die unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem sprengen. Die Einführung der direkten Förderung verursacht weitere Kosten für eine professionalisierte Geschäftsführung. Das ist aus den derzeitigen Holzpreisen nicht zu finanzieren.

Wir sind auf diese Fördermittel dringend angewiesen
Viele Waldbesitzer wenden sich zunehmend von ihren Wäldern ab und wollen und können den so dringend erforderlichen Waldumbau, hin zu klimastabilen Wäldern nicht finanzieren. Wir benötigen jetzt Ihre Unterstützung. Sonst verlieren wir unsere Wälder und unsere Hoffnung und außerdem das Vertrauen in Ihre Zusagen einer finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung. Wir bitten Sie daher dringend, diese Entscheidungen zu überprüfen und die Fördermittel entweder kurzfristig noch bereit zu stellen oder doch zumindest eine Übertragung der Ansprüche ins Jahr 2021 zu ermöglichen“, so die Mitglieder der FBG Balve.

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