Balve/Neuenrade. (R.E.) Nachdem einige Eltern im Rahmen der geplanten Anschaffung der iPads für die Schülerinnen und Schüler der neuen 7. Klassen der Städtischen Realschule Kritik an der Schulleitung geübt hatten, geht Nina Fröhling heute auf die Vorhalte ein. Dabei räumt sie ein, dass eine Info-Veranstaltung für alle Beteiligten besser gewesen wäre. In der folgenden Stellungnahme beleuchtet sie das aktuelle Geschehen an ihrer Schule so:
„Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, man könne sich bei Fragen und Problemen jederzeit an uns wenden. Es gab genau eine Frage, die sich auf die Marke des Gerätes bezog und eine Frage zur Finanzierung. Ich bin entsetzt über diese Art der Kommunikation über Facebook. Statt die Fragen einfach uns persönlich zu stellen. Wie viele Eltern auch geschrieben haben, gehen wir bereits am Tag der Offenen Tür sehr transparent mit der IPad-Anschaffung ab Klasse 7 um.
Für uns wäre es der einfache Weg, einfach so weiterzumachen wie bisher üblich. Mit Büchern und Stift und Papier. Dass wir uns gemeinsam mit Eltern und Kindern per Schulkonferenzbeschluss dagegen entschieden haben, war eine Entscheidung für die beste und zukunftsfähige Bildung der Kinder und Jugendlichen. Die meisten Schulen wählen IPads, weil diese mit aktuell 379 Euro die günstigsten Geräte sind, die sich zur effizienten Arbeit über 4 Jahre in der Schule anbieten. Einige Eltern nannten im Internet andere Marken, die aber tatsächlich bei vergleichbaren Preisen liegen. Nicht vergleichbar ist aber das ganze Angebot drumherum. Apple bietet sehr viele sehr gute Software für Schulen – also für die Arbeit der Kinder.
Wir verfügen nicht über einen IT-Fachmann, der Vollzeit an unserer Schule arbeitet und sich um jedes einzelne Gerät der Kinder kümmern kann. Unser It-Fachmann ist Thomas Münch. Dazu kommen noch zwei Kollegen, die ihn bei der Vorbereitung der IPads der Kinder helfen. Diese Arbeit verrichten Thomas Münch und die Kollegen nach dem Unterricht, am Wochenende und in den Ferien unbezahlt. Das ist eine reine Serviceleistung für die beste Bildung unserer Kinder.
Wenn jeder sein eigenes Gerät von der Marke seines Vertrauens kaufen würde, könnte man nicht mit einheitlichen Programmen arbeiten. Apple bietet die Möglichkeit, dass die Geräte in den „School Manager“ eingepflegt und so zentral eingerichtet und überarbeitet werden können. Außerdem ist es eine Zwitter-Lösung, nach der alle Kinder in der Schule eben bei Bedarf nur mit den Apps zum Unterricht arbeiten können und nicht heimlich unter der Bank Spiele spielen. Zu Hause können sie ihre Geräte aber wie gewohnt weiter nutzen und Spiele spielen.
Wir haben lange hin und her überlegt, ob sich die Verwendung eines Tablets negativ auf das Schreiben auswirkt. Deswegen haben wir uns für die Anschaffung eines Stiftes entschieden. Im letzten Jahr hatten wir den Apple Pencil im Angebot und eine günstigere Alternative dazu. Bis auf zwei Elternteile haben sich alle für den teureren Apple Pencil entschieden. Außerdem hatten wir letztes Jahr Geräte mit unterschiedlicher Speicherkapazität im Angebot, obwohl der kleine Speicher für die Schule reicht. Eltern fühlten sich durch die Wahlmöglichkeit von ihren Kindern unter Druck gesetzt. Deswegen haben wir entschieden, in diesem Jahr nur das IPad mit dem kleinen Speicher auszuwählen, so dass Eltern nicht mehr Geld als nötig ausgeben müssen.
Dass in den sozialen Netzwerken von Preisen von über 600 Euro gesprochen wird, liegt daran, dass der Stift und eine für alle Kinder gleiche Schutzhülle dazu kommt und zum Preis des Gerätes dazu gerechnet wird. Das wäre auch bei Geräten anderer Marken so.
Manche Eltern haben sich auch für den Abschluss einer Versicherung entschieden. Diese Entscheidung haben Eltern freiwillig getroffen, man hätte auch überprüfen können, ob auch die private Haftpflicht dafür in Frage kommt.
Im Übrigen ist selbstverständlich Ratenzahlung möglich. Von einer Leihgebühr war nie die Rede. Es gibt aber leider Eltern, die keinen Kreditvertrag abschließen können. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir als Schule weder Kredite vergeben noch Kreditverträge übernehmen dürfen. Was wir können, ist in Ausnahmefällen über den Förderverein einen Zuschuss beantragen. Das haben wir in der Vergangenheit auch so gemacht – wenn Eltern mit uns ins Gespräch gekommen sind. Allerdings muss die Hilfsbedürftigkeit gegeben sein.
Und ja, es soll Fördermittel für die Digitalisierung im Land geben. Aber bei den Schulen oder zumindest an unserer Schule ist dazu nicht einmal eine Information angekommen. Es wäre doch das einfachste für uns, so einen Antrag auszufüllen. Aber wir wissen nicht wo und wie man beantragt und in welcher Höhe Zuschüsse zu erwarten sind und wer dann berechtigt ist, Gelder oder eben die Geräte zu erhalten. Die Informationspolitik unserer Ministerin ist ungewöhnlich.
Um an Gelder für den Digitalpakt zu kommen, mussten wir Konzepte erstellen und schriftlich begründen, warum wir jedes einzelne beantragte Teil für die Schule benötigen und wie wir das pädagogisch einsetzen wollen – in jedem einzelnen Fach. Dieser Antrag ist mit dem Schulträger auf den Weg gebracht worden. Daraus dürfen aber keine Klassensätze Endgeräte beschafft werden.
Als wir von den Soforthilfen zur Unterstützung unserer Eltern bei der Anschaffung von digitalen Endgeräten gehört haben – schriftlich erhielten wir dazu nichts – haben wir sofort im Jobcenter und auch in Lüdenscheid direkt nachfragt und die Antwort erhalten, die Informationen seien noch nicht raus. Dann wiederum sollen nur Kinder Hilfen erhalten, die anspruchsberechtigte Eltern haben. Die Gerichtsurteile zur Kostenübernahme von digitalen Endgeräten durch das Jobcenter habe ich bereits im letzten Jahr an unsere Bezirksregierung weitergeleitet. Dank des Föderalismus sind Urteile andere Bundesländer für NRW aber nicht bindend. Das alles wüsste man, wenn man mit uns ins Gespräch gekommen wäre.
Und dennoch löst es das eigentliche Problem nicht. Ich wünsche mir eine finanzielle Unterstützung für alle Eltern oder eben das Geld, damit wir als Schule die Geräte kaufen und den Kindern kostenlos zur Verfügung stellen könnten. Als Schule verfügen wir aber nicht über 40.000 Euro und auch nicht über die Arbeitskraft eines IT-Experten. Ich wünsche mir ein faires Miteinander und die konstruktive Zusammenarbeit mit Eltern. Das geht aber nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander.
Und noch eins: Mit sehr viel Liebe und Engagement arbeite ich seit Jahren daran, dass die Realschule in Balve allen Kindern ein ausgezeichnetes Bildungsangebot ermöglichen kann. Das sieht man auch an den prozentual wachsenden Schülerzahlen. Aber auch ich als Schulleiterin bin ein Mensch. Vielleicht gibt es ja einen Menschen, der meinen Job besser machen kann – denn der Preis, den ich in letzter Zeit für mein Engagement zahle, ist sehr hoch. Und trotzdem bin ich sehr dankbar für die vielen sehr konstruktiven Beiträge von Eltern in den sozialen Medien. Und ich bin dankbar für unsere engagierten Elternvertretungen, die sich ebenfalls erstaunt über diese Art Kommunikation zeigen“.





Für mich (berufstätig, keine Kinder) ist es unglaublich, dass die Schule hier Eltern zwingt, Lehrmittel im Wert von 600 Euro anzuschaffen. Wenn die Schule nicht das Geld hat, um die Lehrmittel selbst zur Verfügung zu stellen, was bei Wiederverwendung der Geräte über mehrere Jahre pro Kopf natürlich auch deutlich günstiger wäre als jeden Schüler zur Anschaffung eines eigenen Gerätes zu zwingen, sollten Gespräche mit der Politik stattfinden, um das Problem zu lösen anstatt die Kosten auf Familien abzuwälzen. Hinzu kommt auch noch, dass die Firma Apple sehr gut bekannt dafür ist, Schäden an Geräten nicht zu reparieren. Bricht das Display von einem iPad, welches älter als 1 Jahr ist, verlangt Apple fast den Neupreis des Gerätes für die „Reparatur“. Da die Eltern die Geräte anschaffen müssen und somit besitzen, kommt auch noch hinzu, dass die Kinder die Geräte nicht nur für den Unterricht benutzen und somit in ihrer Freizeit private (Nutzungs-)Daten an eine amerikanische Firma abtreten.
Welche Einschränkungen und Gefahren für die Privatsphäre der Kinder durch das zentrale Verwalten der iPads besteht, will ich gar nicht wissen, ich hoffe, die Schüler kleben alle Kameras ab.
Es ist eine Entscheidung mit den gewählten Eltervertretern vor anderthalb Jahren getroffen worden. Der Besuch der Elternabende oder das Interesse für die Entscheidungen lässt zu wünschen übrig. Die Kinder haben auch keine alten Tablets und Smartphones, sondern auch die neuesten Sachen. Ein Tipp: Das Kindergeld darf auch für Bildung ausgegeben werden. Habe ich Kinder, habe ich Verantwortung und hört um Gotteswillen auf, auf hohem Niveau zu klagen. Wenn einer keine Arbeit hat oder unheilbar krank ist, der hat einen Grund. Seid froh, dass der Fortschritt Einzug hält, denn wir liegen schon zurück, was die Bildung in Europa anbelangt. Klagen auf hohem Niveau – weniger ist manchmal mehr.
Sehr geehrte Frau Fröhling,
die Digitalisierung der Schulen in NRW bereitet allen Kopfzerbrechen! Die Bundesregierung, Länder, Schulen und Eltern wollen es,aber keiner weiß genau wie es gehen soll.
Diese hohen Kosten den Eltern aufzuerlegen ist schlicht und einfach nicht in Ordnung. Die von Ihnen besagten 40.000 Euro haben die Eltern auch nicht mal eben so in der Tasche.
Gerade jetzt in der Corona-Zeit mit Kurzarbeit und steigenden Arbeitslosenzahlen.
Hier ein kurzer Auszug aus dem Schulgesetz NRW.
„Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Schulgesetz NRW – SchulG) vom 15.02.2005 § 79 (Fn 10) Bereitstellung und Unterhaltung der Schulanlage und Schulgebäude. Die Schulträger sind verpflichtet, die für einen ordnungsgemäßen Unterricht erforderlichen Schulanlagen, Gebäude, Einrichtungen und Lehrmittel bereitzustellen und zu unterhalten sowie das für die Schulverwaltung notwendige Personal und eine am allgemeinen Stand der Technik und Informationstechnologie orientierte Sachausstattung zur Verfügung zu stellen.“
Damit ist für mich die Zuständigkeit der von Ihnen beschriebenen Problematik mit Kosten, Service und IT-Mitarbeiter usw. geklärt. Schönen Gruß an das Schulministerium und vor allem an den Schulträger.
Ich frage mich, ob die Schule überhaupt dafür bereit ist, einen derartigen Unterricht zu führen? Das betrifft viele oder sogar alle Schulen in NRW. Wo ist hier die „einheitliche“ Linie, um allen Kindern gleiche Bildung zu gewährleisten? Wenn jede Schule doch für sich eigene Entscheidungen trifft, dann wird es keine Chancengleichheit geben.
Bestes Beispiel ist die Einhaltung der Corona-Regeln in den Bundesländern. Jeder kocht seine eigene Suppe. Ich denke, dass es bei der Digitalisierung der Schulen noch viel zu klären gibt. Nur am Rande. Ihr hoher Einsatz für die Schule ist lobenswert. Doch letztlich war und ist es immer noch Ihre Entscheidung… Mit freundlichem Gruß MP
Was machen Whatsapp, Instagram und co? Da haben die Eltern und Sie keine Angst? Man kann auch aufpassen und das Gerät hält länger.Es wird keiner gezwungen. In Menden wird man beim Besuch eines WB-Gymnasiums in den Förderverein hinein komplimentiert für monatlich mehr Geld. Die Eltern bezahlen und halten still. Ach ja, man will ja das Beste für den Nachwuchs. Da gibts nix umsonst, da die Beiträge beliebig angepasst werden dürfen. Tanzschulen im Wald werden immer beliebter, aufgrund sich ändernder Elternüberlegungen. Auch nicht umsonst. Nicht vergessen die Kinder brauchen auch noch ein neues iPhone, damit Apple alles mitbekommt. Jeder ist nur so lesbar, was er im www Preis gibt. Gelle.