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Märkischer Kreis. (R.E.) Da der neue Landrat bereits ein volles Programm hat, stand uns Marco Voge in seinem Heimatort Mellen für ein Interview zur Verfügung. Im Gespräch ging es unter anderem darum, ob der ehemalige CDU-Landtags-Abgeordnete mit seinem Wechsel von Düsseldorf nach Lüdenscheid seine Wähler enttäuscht hat. Aber auch die Zusammenarbeit mit seinem Kontrahenten um das Landratsamt, Volker Schmidt, der selbst gerne auf dem Stuhl sitzen würde, der nun für Voge bestimmt ist in den kommenden fünf Jahren.

HÖNNE-ZEITUNG: Warum haben Sie ihr Landtags-Mandat gegen das Landratsamt eingetauscht?
Landrat Marco Voge: Ich will noch konkreter und intensiver für die Menschen im Märkischen Kreis arbeiten, um deren Zukunft mitzugestalten.

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Darf sich der Wähler betrogen fühlen, weil Ihr Landtags-Wahlkreis jetzt verwaist ist?
Natürlich nicht. Ich bin nicht aus der Welt, sondern nach wie vor ein Ansprechpartner, wenn es um landespolitische Fragen geht.

Reicht das?
In meinem bisherigen Wahlkreis 122/II stehen den Bürgern mein CDU-Parteifreund und Landtags-Abgeordnete Thorsten Schick und die SPD-Landtags-Abgeordnete Inge Blask zur Verfügung.

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Welche Vorteile erfährt der Märker durch Ihren Seitenwechsel?
Es gibt zahlreiche Themen, die auf kommunaler und landespolitischer Ebene eine Rolle spielen. Und eben auf diesen Feldern erweist sich mein gutes Netzwerk, aber auch das gute Verhältnis zum Arnsberger Regierungspräsidenten  Hans-Josef Vogel als Vorteil.

Geht es beim Zusammenspiel von Kommunen und Land vorrangig ums Geld?
Nein. Das wichtigste ist das Problembewusstsein auf beiden Seiten. Deshalb ist es von Vorteil, dass wir 72-CDU-Landtags-Abgeordneten in Düsseldorf eine verschworene Gemeinschaft waren, die mir den Zugang zu den Ministerien erleichtern.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Volker Schmidt, Fachbereichsleiter für die Bereiche Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz beim Märkischen Kreis, aus?
Wir haben ein tolles Gespräch geführt, in dem wir offen über alles geredet haben. Ich freue mich auf das Miteinander und sein Fachwissen. Herr Schmidt wird auch weiterhin unsere Interessen im Aufsichtsrat der Märkischen Kliniken vertreten. Das habe ich entschieden, und zwar nach Rücksprache mit den anderen Fachbereichsleitern.

Welchen Schwerpunkte legt der neue Landrat?
Priorität besitzt die Sicherheit der Märker. Ich habe mich bereits mit der Polizei ausgetauscht, unter anderem an deren Personalratssitzung teilgenommen. Es ist wichtig für mich, die Nähe zur Polizei zu pflegen. Ein kreisweiter Tag der Polizei soll zukünftig dazu dienen, für die Polizei und den Beruf des Polizisten zu werben sowie den Austausch zwischen Bevölkerung und Polizei zu forcieren.

Funklöcher sind ein großes Ärgernis im Märkischen Kreis. Wie wollen Sie Abhilfe schaffen?
Wir werden die digitale Infrastruktur stärken. Davon profitieren unsere heimische Industrie und alle Menschen, die hier leben oder zukünftig hier leben möchten. Deshalb möchte ich den Ausbau beim 5G-Mobilfunk-Standard vorantreiben und dafür sorgen, dass die Funklöcher im Kreisgebiet geschlossen werden. Beim Thema Breitbandausbau sind wir mit dem Förderprogramm ja aktuell auf einem sehr guten Weg und versorgen für mehr als 60 Millionen Euro fast 45.000 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss.

Sie möchten Zukunftswerkstätten etablieren.
Ja, denn wir haben so viel Knowhow hier vor Ort, das wir unbedingt nutzen sollten. Diese Stärken gilt es, noch besser zu vernetzen und die Experten an einen Tisch zu bringen. Daraus ergeben sich Chancen, um unseren Märkischen Kreis beispielsweise auch als Erholungs- und Freizeitregion zu stärken.

Stichwort Corona-Pandemie.
Wir sind dankbar, dass uns die Bundeswehr behilflich ist, zumal uns dieses Thema noch eine ganze Weile begleiten wird. Unsere Aufgabe ist es, alles daran zu setzen, dass die Menschen aus dem Märkischen Kreis gesund durch die Pandemie kommen.

Mit welchen Themen beschäftigt sich Ihre Zukunftskommission?
Ganz vorn auf der Agenda steht die Digitalisierung des Märkischen Kreises, die endlich Fahrt aufnimmt. Wir haben einen Koordinator im Kreishaus, der sich intensiv um den Breitbandausbau kümmert, sowie Bildung und Mobilität. Gerade wenn es um diese Themen geht, müssen wir die Jugend in unsere Überlegungen integrieren. Wichtig ist, die Werbung für unsere sehr schöne Region zu verstärken.

Wie gehen Sie mit den AfD-Mitgliedern im Kreistag um?
Sie sind wie alle anderen Kreistags-Abgeordneten gewählt worden am 13. September und deshalb zu akzeptieren.

Was macht Herr Voge anders als Herr Gemke?
Eine knifflige Frage. Ich halte zu der richtigen Borussia. (Anmerkung der Redaktion: Voge ist Fan von Dortmund und Gemke von Mönchengladbach). Aber Spaß beiseite. Mein Ziel ist es, viel im Märkischen Kreis unterwegs zu sein, um das Gespräch mit den Bürgermeistern und Bürgern in den Kommunen zu suchen. Ich will Sprechstunden abhalten in allen Städten, sobald es die Corona-Pandemie zulässt.

Auf welches Highlight dürfen die Märker gespannt sein?
Mein Wunsch ist es, mobile Retter zu akquirieren, um eine App einzurichten, die bei medizinischen Notfällen Ersthelfer in allen Städten des Kreises mobilisiert.

Wie soll das im Alltag aussehen?
Die medizinische und akut medizinische Versorgung sind sehr wichtige Themen. Um das medizinische Netz bei uns im Märkischen Kreis noch engmaschiger zu machen, möchten wir mehr qualifiziertes Personal gewinnen. Wir haben zum Glück die First Responder aus Volkringhausen und Beckum, die als vorbildliches Beispiel dienen und sehr schnell im Ernstfall helfen können, wenn der Rettungstransportwagen anderweitig unterwegs ist. Meine Zielvorstellung sieht so aus, dass eine App „Mobile Retter“ die super Arbeit der First Responder ergänzt: Wir schaffen es, in allen Ortsteilen qualifiziertes Personal zu finden, das durch die App alarmiert und somit binnen weniger Minuten bei den Menschen ist, die schnelle Hilfe benötigen. Beispielsweise bei Schlaganfällen, Herzinfarkten, aber auch bei Unfällen jeglicher Art.
Das Gespräch mit Landrat Marco Voge  führte Richard Elmerhaus