Rudolf Rath brachte das Fundstück zur Stadt Balve, damit der Bauhof es wieder anbringen kann. Kordula Budde nahm es dankend entgegen. Foto: privat

Balve. Heutzutage wird von den Kindern und Jugendlichen eher angenommen, dass sie irgendetwas achtlos wegwerfen und es dann liegen bleibt. Dass es auch anders geht, bewies Tom, der sich interessiert nach einem kleinen Schild bückte, das hinter einem Zaun am „Arme-Sünder-Gäßchen“ lag. Rudolf Rath, Leiter des Balver Pfarrarchivs, hat dazu ein paar Zeilen geschrieben und in seinen Erinnerungen „gewühlt“.
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„Kannst du damit was anfangen?“, fragt Harald und zeigt mir ein beschriftetes Schild. „Mein Enkel Tom hat es soeben im ‚Arme-Sünder-Gäßchen‘ ganz zufällig entdeckt. Es lag nämlich hinter einem Zaun.“ Ich lese: ‚Josef Löcker Pfarrer und Dechant in Balve 1958 – 1977‘ und weiß sofort: Der hat dort ja nun wirklich nichts zu suchen…
Ich erinnere mich: Dieser Geistliche war knapp 20 Jahre lang in Balve tätig. In dieser Zeit trug er viel zur Entwicklung der Stadt Balve bei. So weist ihn sein Grabstein auf dem Kirchplatz an der St. Blasius-Pfarrkirche als „Seelsorger, Gestalter, Bauherr“ aus. Die Stadt Balve verlieh ihm zum Abschied den Ehrenring. Er verstarb am 6. Oktober 2012 in Lennestadt mit 102 Jahren.
Im Jahre zuvor hatte die Stadt Balve nach ihm den Weg nördlich der Pfarrkirche zur Grundschule und zum Kindergarten benannt. Darauf weist das Straßenschild „Dechant-Löcker-Weg“ hin, ergänzt um ein Schildchen mit Daten zum benannten Pfarrer.  
Und nun hat dieses Schildchen, dank der Aufmerksamkeit von Tom und seinen Balver Großeltern Harald und Klaudia Botschar, den Weg zu mir in das Pfarrarchiv St. Blasius gefunden, bevor es zu seinem Bestimmungsort zurückkehren wird. Mit einem kuscheligen Mammut bedankt sich die Stadt Balve bei dem jungen Finder. Und auf seinen Wunsch hin bestaunen meine Gäste auf dem Kirchturm die gewaltigen Glocken und bewundern die historischen Schätze im Archivdepot auf dem Kirchboden.
Und der 11-Jährige überrascht mich, aber auch seine Großeltern noch mit seinem großen Interesse an den rollenden Regalen mit wertvollen Dokumenten und seltenen Gegenständen im Pfarrarchiv. Und das befindet sich ja im Pfarrheim mit dem Standort  – keineswegs überraschend – am „Dechant-Löcker-Weg“.
„Nun weiß ich auch, worüber ich in der Schule schreiben kann, wenn es heißt: Mein schönstes Ferienerlebnis“, fällt Tom beim Abschied ein. Und er meint es auch nicht als Drohung, wenn er noch ankündigt: „Ich komme bestimmt nochmal wieder!“