Zahlreiche Interessenten sind zu dem spannenden Vortrag der Kriminalpräventorin Petra Zindler erschienen. Foto: Aleksandra Mösta

Beckum. Die Frauengemeinschaft Beckum traf bei Ihrem E-Bike-Training im vergangenen Jahr auf eine befreundete Polizistin. Diese erwähnte, dass die Polizei für Vorträge buchbar ist, welche besonders die älteren Generationen über Betrüger jeglicher Art aufklären und vor ihnen warnen sollen. Neben einer Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten, wie beispielsweise „den Gefahren beim unterwegs sein“ oder ähnlichen Themen, entschied die Frauengemeinschaft sich letztlich dafür, einen Vortrag über die Gefahren am Telefon vorstellen zu lassen und diesen kostenlos für alle Interessenten in der Nikolausstube zugänglich zu machen. 29 Damen und Herren verschiedener Altersklassen erschienen am Donnerstagnachmittag, um sich selbst abzusichern und vor den Gefahren, welche am Telefon drohen, gewarnt zu werden – aber auch um selbst Fragen zu stellen, oder über ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten.

Dennoch bestand der Hauptteil des Vortrages darin, dass die Kriminalpräventorin Petra Zindler anhand praktischer und theoretischer Beispiele erläuterte, wie man sich am Telefon verhalten, oder nicht verhalten sollte. Dies richtete sich besonders an die älteren Generationen, da diese nicht nur leicht zu verunsichern, oder unter Druck zu setzen sind, sondern auch ihre enorme Güte, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit wird leider oft ausgenutzt. Zudem möchten die Täter sich überwiegend an den älteren Herrschaften bereichern, da diese Generation nunmal am meisten vererben kann, sodass die Ausbeute an Schmuckstücken oder Geldern bei diesen Opfern am höchsten ist. Und all das geschieht meist ganz ohne Kontakt und simpel über das Telefon. Aus diesem Grund ist es essenziell sich selbst zu schützen und vor allem auch sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben.

Petra Zindler erklärt, dass die Täter ihre Opfer mit kreativen Maschen und Lügen hereinlegen – dazu zählen beispielsweise Anrufe von vermeintlichen Amtsträgern, wie Polizisten oder Banken. Einerseits ist es möglich, dass angebliche Polizisten anrufen und ihren Opfern mitteilen, dass es in ihrer Umgebung oder im Haus ihrer Angehörigen zu einem Einbruch gekommen sei. Anschließend bieten sie an, dass die Wertgegenstände der Personen von einem Kollegen abgeholt und in Gewahrsam genommen werden können. Andererseits bieten sie den Leuten an vorbeizukommen und bei dem Verstecken von wertvollen Gegenständen zu helfen. Doch bei all solchen Maschen warnt die Kriminalpräventorin ausdrücklich: „Wir von der Polizei wollen nicht wissen, was sie haben, wo sie es haben und wir nehmen auch nichts in Verwahrung.“ Dementsprechend ist von solchen Angeboten sofort abzuraten und es sollte aufgelegt werden, da die Polizei derartiges niemals von sich aus anbietet.

Eine weitere lauernde Gefahr, sind die Anrufe, welche vermeintlich von der Bank kommen. Oftmals wird den Opfern vorgeworfen, es lägen Fehler in Abbuchungen vor, welche nun geprüft werden müssen. In derartigen Fällen solle der PIN angegeben werden, bevor ein Bankmitarbeiter auftauche, um die Karte abzuholen und diese zu prüfen. Auch hier wird eine große Warnung ausgesprochen. Der PIN der Karte oder wichtige Passwörter sollten niemals weitergegeben werden. Und sollte tatsächlich ein schlechtes Gewissen oder ein Zweifel bezüglich der Richtigkeit dieses Vorwurfes aufkommen, so solle die Bank selbst auf direktem Wege aufgesucht und befragt werden. Ein weiterer Weg, um derartigen, hohen Verlusten entgegenzuwirken ist es, laut Petra Zindler, sich ein Limit dessen zu setzen, was an Geld tatsächlich ausgezahlt wird und den Rest der Wertsachen anderweitig, beispielsweise in einem Schließfach bei der Bank, aufzubewahren.

Doch die wohl bekannteste Masche der Betrüger bleibt der Anruf eines angeblichen Familienmitgliedes. In dieser Branche hat der sogenannte „Enkeltrick“ seinen Stellenwert sehr weit oben. Die Täter rufen ältere Herrschaften im Namen des mutmaßlichen Enkels an, um um Geld oder Wertgegenstände zu bitten, welche sie anscheinend für die Reparatur ihres Autos, oder die Begleichung der Kosten des Handwerkes benötigen. Oft ist dieser Wunsch auch mit einer emotionalen Erpressung oder einem großen zeitlichen Druck verbunden. Auch in diesem Fall gilt es grundsätzlich als empfehlenswert, aufzulegen, durchzuatmen und den vermeintlichen Anrufer, in diesem Fall den Enkel, aus eigener Hand anzurufen oder aufzusuchen, um sicherzugehen und nachzufragen, ob der Anruf tatsächlich real war.

Nicht zuletzt finden oftmals auch sogenannte „Schockanrufe“ statt, wobei ein Angehöriger total schockiert und weinend anruft, um mitzuteilen, dass es beispielsweise zu einem Verkehrsunfall kam. Kurz darauf übernimmt ein vermeintlicher Polizist den Hörer, um das Opfer darüber aufzuklären, dass die Unterhaltung mit dem Angehörigen nicht weitergeführt werden kann, da es nun ein Verfahren bezüglich des Unfalles gäbe. Hierbei wird ebenfalls erwähnt, dass von einer Untersuchungshaft oder einer erhöhten Strafe abgesehen werden kann, wenn eine große Kautionszahlung getätigt wird. Abgesehen davon, dass es in Deutschland grundsätzlich keine Kautionszahlungen gibt, sollte auch in derartigen Fällen und trotz des emotionalen Druckes durchgeatmet und aufgelegt werden. Sollten Gewissensbisse oder eine Unsicherheit auftreten, so kann auch in diesem Fall der besagte Angehörige angerufen oder aufgesucht werden. Falls diese nicht erreichbar sind, besteht auch die Möglichkeit bei der Polizei anzurufen und zu prüfen, ob es tatsächlich zu einem besagten Verkehrsunfall kam.

Im allgemeinen gilt auch große Vorsicht vor Nummern aus dem Ausland walten zu lassen. Diese sollten niemals zurückgerufen werden, da erhebliche Gebühren anfallen könnten. Die Kriminalpräventorin Petra Zindler ist der festen Überzeugung: „Wenn jemand wirklich etwas will, dann wird er auch mehrmals anrufen.“

Doch woher haben die Täter die zahlreichen Nummern ihrer Opfer überhaupt? Tatsächlich suchen diese in alten Telefonbüchern, aber auch in Todesanzeigen, sodass die Namen der Familienmitglieder sofort bekannt sind und der Betrug einen einfacheren Ablauf annimmt. Abgesehen davon gibt es unter den verschiedenen Tätern auch einen „Datenhandel“, wobei untereinander Nummern ausgetauscht und verkauft werden.

Ähnlich verläuft das mit E-Mail-Adressen. Wichtig im Onlineverkehr ist es, dass keine dubiosen und willkürlichen Links geöffnet werden. Sollte eine vermeintliche Bank oder Poststelle per Mail kontaktieren, so besteht immer die Möglichkeit in der Zentrale selbst anzurufen und bezüglich des aufgeführten Sachverhaltes nachzufragen. Dementsprechend sollten ohne solch eine vorherige Absprache mit den Empfängern der Daten oder des Geldes, keine persönlichen Informationen geteilt werden.

Wenn dieses Wissen geteilt wird und die Opfer anfangen, richtig auf derartige Betrüger zu reagieren, indem sie durchatmen, auflegen und sich selbst erkundigen, so sollte es im besten Falle nicht mehr zu hohen Verlusten und emotionalen Schäden kommen. AM