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Das Hochwasser vom 14. Juli 2021 ist vielen Balvern noch erschreckend gut im Gedächtnis und zurecht wurden mittlerweile seitens der Stadtverwaltung einige Maßnahmen in Stiel gestoßen um derartige Katas­trophen künftig zu lindern. Doch Balve ist keine Insel.

Am 22. Mai diesen Jahres kam es in Menden zu einem ähnlichen Hochwasserereignis. Daher rührt sich im unteren Hönnetal derweil Kritik am geplanten Baugebiet in den Hönnewiesen, die während des Hochwasserereignisses teilweise betroffen waren und aus Sicht der Mendener künftig für den Schutz der unterhalb Balves gelegenen Ortschaften wegfallen (HÖNNE-ZEITUNG berichtete). Der 43-jährige Sebastian Meisterjahn (Foto) ist Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt Menden, ist verheiratet, hat zwei Töchter und ist unter anderem Mitglied im Ausschuss für Bauen und Planung. Er sieht die Hochwasserlage aus anderer Sicht – die des Mendeners.

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In Menden gab es in diesem Jahr eine Hochwasserkatastrophe ähnlich wie 2021 in Balve. Was ist passiert?
Beim diesjährigen Hochwasser waren nicht die Flüsse und Bäche das große Problem, da es sich hier offenbar um einen sehr lokalen Starkregen handelte. Im Mendener Süden, speziell in Lendringsen und Hüingsen fiel an diesem Tag so viel Regen in kurzer Zeit, dass die Kanalsysteme offensichtlich überfordert waren. Die Lendringser Hauptstrasse war überschwemmt, ebenso Teile von Hüingsen. Ganz schlimm hat es aber den Bieberkamp getroffen, der einem Fluss ähnelte. Es gab da in den sozialen Medien diverse Bilder und Videos zu.
Getroffen hat es auch unser Freizeitzentrum Biebertal, das teilweise überschwemmt wurde und diverse Wege noch bis heute nicht nutzbar sind. Bis Ende der Sommerferien soll das aber wieder behoben sein.

Wie hängen Balve und Menden in der Gewässersystematik zusammen?
Durch die Hönne. Das Hochwasserereignis in 2021 hat uns gezeigt, was aus diesem kleinen Flüsschen entstehen kann, wenn plötzlich so viel Wasser vom Himmel fällt und nicht ausreichend Retentionsflächen vorhanden sind. Es liegt ja auf der Hand, dass wir beispielsweise in Menden ein Problem bekommen, wenn massiv Wasser aus dem Hönnetal nach Menden fliesst.

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In Menden interessiert man sich aktuell besonders für ein besonderes Bauprojekt in Balve. Was steckt dahinter?
Die Stadt Balve plant ein Baugebiet in den Hönnewiesen. Das Baugebiet, sowie umliegende Wohngebiete sind beim Hochwasser 2021 überschwemmt worden. Offensichtlich stellen die Hönnewiesen an dieser Stelle einen natürlichen Retentionsraum dar.
Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass dieser Retentionsraum durch eine Bebauung mindestens eingeschränkt wird. Das würde natürlich dazu führen, dass der Druck auf die Gebiete hönneabwärts damit weiter steigen könnte, sollte es zu einem weiteren Hochwasser-Ereignis kommen.

Ist diese Angst berechtigt?
Der Verdacht liegt nahe, wie ich gerade ausgeführt habe.

Was erwarten Sie als Ratsherr der Stadt Menden von der Stadt Balve?
Als Ratsherr erwarte ich von der Stadt Balve, dass die Interessen, die es flussabwärts gibt, bei der Abwägung von Bauvorhaben berücksichtigt werden. Es kann doch nicht sein, dass wir in Menden neue Retentionsflächen schaffen (wie es jetzt am Gut Rödinghausen geschieht) und flussaufwärts werden diese Flächen eingeschränkt.

Inwieweit ist die Stadt Menden in der Lage auf Bauvorhaben Einfluss zu nehmen?
Die Stadt Menden hat die Möglichkeit ein sogenanntes Normenkontrollverfahren beim Oberverwaltungsgericht einzuleiten. Dies hat der Bauauschuss am 25. Mai auch so beschlossen.

Wie wirken sich Hochwasserschutzmaßnahmen im Oberlauf der Hönne auf Menden aus?
Wir schaffen derzeit im Bereich Gut Rödinghausen Raum für die Hönne. Sollte es zu weiteren Hochwassereignissen kommen, so kann sich an der Stelle die Hönne ausbreiten und wir nehmen so den Druck auf darunter liegende Gebiete. Auch an anderen Stellen wurden bereits Maßnahmen umgesetzt, um die nächsten Ereignisse bessser überstehen zu können.

Herr Meisterjahn, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


Das Interview führte Daniel Pütz per E-Mail

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