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Balve. Ein größeres Lob konnte Nina Fröhling, scheidende Rektorin der Realschule Balve, ihrem Kollegium nicht machen, als sie zum Abschied sagte: „Arbeit ist wie ein Banküberfall! Ohne die richtigen Komplizen geht es nicht!“ Nach dieser Rede hat sie, aber auch das Kollegium, ordentlich abkassiert, an Sympathie und gegenseitiger Zuneigung. „Mir fällt der Abschied sehr, sehr schwer“, sagte sie zu Beginn ihrer Verabschiedung und dass dies auf Gegenseitigkeit traf, zeigte die Veranstaltung am Nachmittag.

Nach Fröhlings eigenen Worten hatte sie nichts von den Vorbereitungen zu ihrer Verabschiedung mitbekommen und wurde quasi in ihr Zimmer verbannt. Währenddessen wurde die Aula festlich geschmückt, mit Tischen ausgestattet und das Foyer wurde hergerichtet.  Die Schülerinnen und Schüler, sowie die Lehrerinnen und Lehrer hatten in der Küche ihr Bestes gegeben und hatten ein erstklassiges Büfett hergerichtet. Der Rahmen stimmte, um sich von ihrer beliebten Rektorin zu verabschieden.

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Zuvor entschuldigte sich quasi Michael Krause von der Bezirksregierung, dass Nina Fröhling nun ab dem 4. März ihr Büro bei der Bezirksregierung Arnsberg hat und dort als Dezernentin tätig sein wird. Doch man habe natürlich die Rektoren und Rektorinnen im Bezirk im Blick, um sie an entsprechende Stellen in Arnsberg holen zu können. Und da sei die engagierte Balver Rektorin ganz vorne in der Gunst gewesen und man sei froh, sie jetzt in Arnsberg zu haben.

Natürlich sah Bürgermeister Hubertus Mühling das ganz anders. Er bedauerte den Weggang sehr und blickte noch einmal zurück. Am 18. 12. 2012 wurde die neue Rektorin, von der Realschule in Plettenberg kommend, in Balve willkommen geheißen, in einer Zeit, in der sehr viel Unruhe in der Schule herrschte. Man habe mir dem Neuanfang der jungen Rektorin die Hoffnung verbunden, einen Neustart mit dem Duo Fröhling/Münch hinzubekommen und das sei letztendlich auch geglückt. „Sie zeigte sich oft hart in der Sache, blieb dabei aber immer fair“, wies Mühling auf die vielen Neuerungen hin, die sie ankurbelte und letztendlich zusammen mit Konrektor Thomas Münch durchsetzte, wie die Digitalisierung der Schule, die schon früh begann und so die Realschule Balve zur Musterschule machte. Und auch die Schaffung eines Hauptschulbildungsganges sei eine Herkulesarbeit gewesen, die sich aber ausgezahlt hätte. Nur wenige Schulen in NRW sind diesen Weg gegangen, bestätigte auch Michael Krause, der im Bezirk nur drei Schulen kenne. Bürgermeister Hubertus Mühling bedankte sich mit einem kleinen Mammut für den Schreibtisch, damit sie Balve nicht vergesse, und natürlich einem Blumenstrauß.

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Schulpflegschaftsvorsitzender Thomas Nickel bezeichnete die Realschule als ein Schiff mit einer hervorragenden starken Crew und einer tollen Kapitänin, die jetzt von Bord ginge. „Liebe Frau Fröhling, es sei ihnen verziehen, dass sie nicht als Letzte von Bord gehen“, meinte er scherzhaft und dankte für alles, was sie in der Schule geschaffen habe. Sie werde immer ein Teil im Herzen der Schule bleiben.

„Weiter geht es mit den Fans“, meinte Martin Skiba, Vorsitzender des Fördervereins, zu Beginn seiner Rede. „Wir waren oft die dritte Säule und darauf waren wir immer stolz“, meinte Skiba zu den vielen Förderprojekten in den vergangenen 11 Jahren. So gab es Ausstattungsprojekte, soziale Projekte zum Umgang miteinander und untereinander, Unterstützung bei Klassenfahrten oder sonstigen persönlichen Engpässen. „Doch immer war auch ein strenges Auge von ihr dabei, ob berechtigt oder nicht“, so Skiba weiter. „Wir sind sehr stolz darauf, mit ihr den Standard dieser Schule auf ein hohes Niveau gebracht zu haben.“ Als Dank gab es einen Balver Gutschein und einen dicken Strauß Blumen.

Zwischen den Reden hatten Schülerinnen der Klasse 7a zwei Tänze einstudiert und Musiklehrer Thomas Frerich spielte am Klavier, bevor dann Konrektor Thomas Münch, der für die kommenden Monate die Leitung der Schule kommissarisch übertragen bekommen hat, seine Abschiedsrede begann. Auch er berichtete zunächst vom Beginn vor 11 Jahren – von einer Zeit, in der man sich zusammenraufen musste. Der Anfang sei nicht leicht gewesen und die junge Rektorin habe wahnsinnig viele Ideen gehabt. So machte zunächst auch die Bezeichnung „BG“ die Runde, das soviel hieß wie Bad Girl. Nach diesen Anfangsproblemen habe sich dann aber ein enormer Zusammenhalt von Schulleitung und Kollegium entwickelt, der bis heute Bestand hätte. Als schönste Erlebnis bezeichnet er den Corona-Abschluss 2020 in der Balver Höhle und den Kollegiumsausflug nach Norderney im vergangenen Jahr. „4091 Tage Dienstehe gehen nun zu Ende“, hatte sich der Mathematiker die Mühe gemacht auszurechnen, bevor er zum Abschluss seine Ex-Chefin in die Arme nahm.

Hendrik Dördelmann leitete den Schlussakkord der Verabschiedung durch das Lehrerkollegium ein, indem er meinte, dass die Nachricht durch die Chefin sehr schockierend war. „So langes Schweigen gab es noch nie im Lehrerzimmer“, meinte er und bezeichnet Nina Fröhling nicht nur als Chefin, „sondern sie ist vor allen Dingen Mensch.“ Bei dem dann folgenden Videorückblick, der die schönen Augenblicke im Kollegium zeigte, wischte sich die scheidende Rektorin mehrmals ein Tränchen weg vor Rührung und beim Fröhling’schen Referenzrahmen, der in allen Einzelheiten erklärt wurde, waren es eher Lachtränen.

Zum Abschied wurde die Hobbyfotografin, die die Vögel in ihrem Garten ablichtet, mit einem Vogelhaus überrascht, einem Bild mit allen Lehrerinnen und Lehrern, Gesang und noch einigem mehr. Doch auch Nina Fröhling hatte für jeden ein Geschenk und eine Aufgabe: „Es handelt sich um Samentütchen und bitte schickt mir ein Foto, wenn die Pflanzen erblüht sind.“ Auch die Vertreter der Schülerinnen und Schüler überbrachten der beliebten Rektorin ein Geschenk.

Zum Abschluss war es dann die scheidende Nina Fröhling, die das Wort ergriff und sich für die schöne Zeit in Balve bedankte. Immer wieder hob sie die gute Zusammenarbeit mit dem Kollegium hervor, ohne aber auch die Schülerinnen und Schüler zu vergessen, auf die sie besonders stolz war an ihrer Schule. So konnten viele Höhen und Tiefen überwunden werden. Ausdrücklich lobte sie die Zusammenarbeit mit Thomas Münch, obwohl sie nicht hätten unterschiedlicher sein können. Man war oft nicht einer Meinung, doch letztendlich sei man immer auf dem richtigen Weg gewesen.

Das Ende der Rede bewegte sie dann doch sehr und sie musste längere Pausen machen, um sich wieder zu fassen, was ihr selbst an ihrem letzten Tag noch einmal eine Welle der Sympathie entgegen fließen ließ.    kr

Hier ein bunter Bilderreigen von der Verabschiedung.    Fotos: Roland Krahl

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