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Garbeck/Stadt Balve. Derzeit findet in den Betrieben der Stadt Balve die von der Agentur für Arbeit initiierte Woche der Ausbildung statt. Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse der Realschule sehen sich drei Wochen in einem Betrieb um, um auszuloten, ob dieser Beruf etwas wäre, mit dem man ein ganzes Leben zufrieden sein könnte.

Olaf Weber, in der Realschule für die Berufsorientierung zuständig, Sandra Friedrich, Berufsberaterin mit Schwerpunkt Realschule Balve, und Sandra Pawlas, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Iserlohn, standen bei der Firma Rickmeier Rede und Antwort.

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„Der Märkische Kreis ist eine gewerblich technische Region, doch das wird bei den Jugendlichen gar nicht mehr so intensiv nachgefragt“, so die Leiterin der Agentur für Arbeit aus Iserlohn, Sandra Pawlas. Sie sehe die Arbeit der Agentur, anders noch als vor einem Jahrzehnt darin, den Schülerinnen und Schülern Mut zu machen, sich zu bewerben. Waren es vor 10 Jahren die Unternehmen, die sich kaum retten konnten vor Bewerbungen, sind es heute die Jugendlichen, die sich nicht mehr bewerben. Die Schule dabei sei ein wichtiger Partner.

Das war das Stichwort für Olaf Weber, der an der Realschule auch als Berufsorientierungberater tätig ist. Wichtig seien zuverlässige Partnerbetriebe, auf die man sich verlassen kann. Rickmeier sei ein Paradebeispiel für die gute Zusammenarbeit. Er forderte aber auch von den Schülerinnen und Schülern mal Gas zu geben, auch wenn man nicht im Traumberuf sein Praktikum mache. Die Schule könne Angebote machen und Türen öffnen, doch durchgehen müssten die Jugendlichen selber.

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Das bestätigte auch Sandra Friedrich, Berufsberaterin in der Agentur für Arbeit in Iserlohn, die einmal in der Woche in Balve an der Realschule ist und dort Rede und Antwort steht, wenn Fragen auftauchen. Die heutige Jugend sei oft orientierungslos und wisse gar nicht, was sie machen solle nach dem Realschulabschluss.

Christiane Schulz, Geschäftsführerin der Firma Rickmeier, sieht Vorteile eine Praktikums auf beiden Seiten. Ausbilder Leon Severin will den Praktikanten den Aufenthalt angenehm machen, da allein die Umstellung ins Arbeitsleben schon eine Herausforderung ist.

Christiane Schulz, Geschäftsführerin der Rickmeier GmbH, betonte, dass ein Praktikum für beide Seiten etwas bringen würde. Während die Jugendlichen in den Beruf hineinschnuppern, könne der Betrieb auch feststellen, ob der Junge oder das Mädchen für eine Ausbildung geeignet sei. Für die Jugendlichen seien das neue Erfahrungen, wenn sie einen Arbeitstag durchleben müssten.

Ausbilder Leon Severin bestätigte, dass die Jungen und Mädchen, erstmals hätten sie in diesem Jahr zwei Praktikantinnen, anfangs Probleme zu bewältigen hätten. Das würde schon damit anfangen, dass das Sitzen in der Schule dem Stehen am Arbeitsplatz folge. Gerade auch wegen dieser Probleme wolle man das Praktikum so angenehm wie möglich machen.

„Wir befinden uns dauernd im Wandel“, so Michael Volmer, Leiter der gewerblichen Ausbildung in der Firma. Man müsse immer wieder aufs Neue die Praktikanten begeistern. „Und wenn sie etwas selber machen können, sind sie begeistert.“ Als großes Manko sah er die fehlende Mobilität. Er regte an, dass der Bürgerbus nicht nur für die älteren Menschen in der Stadt da sein solle, sondern auch für die Auszubildenden frühmorgens und am Nachmittag. Das wäre schon ein richtiger Schritt.

Ausbildungsleiter Michael Volmer und Azubi Lukas Schmoll.

Als schwierig bezeichnete Christian Schlotmann, als Personalreferent tätig, die Ausbildung von Realschülern und -schülerinnen im kaufmännischen Bereich. Da fehle einfach die praktische Erfahrung. So seien diese Praktikanten auch schwer zu begeistern. Durch zwei Tage im Kundendienst und dem Wechsel zwischen den Abteilungen werde aber ein interessanter Wechsel vollzogen, der interessiere. Doch die Möglichkeiten in diesem Bereich einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sahen sowohl die Chefin als auch der Personalreferent als nahezu unmöglich an. Da fehle einfach die fachliche Ausbildung in der Realschule.

Bürgermeister Hubertus Mühling forderte in der Runde besonders die Eltern in der Pflicht, ihre Sprösslinge zu unterstützen. „Da herrscht oft die Lücke“, so Mühling, der aus eigener Erfahrung sprach und darauf hinwies, dass die Jugendlichen immer wieder animiert werden müssten, anzurufen und sich zu bewerben. Er bemängelte, dass in der Schule der praxisorientierte Unterricht fehlen würde. So sei es nicht verwunderlich, dass grundsolide Handwerker fehlen würden. Früher gab es Werkunterricht und Hauswirtschaft.

Olaf Weber fiel dem Bürgermeister ins Wort und forderte: „An den Technikraum müssen wir dran“. Dem stimmte Hubertus Mühling zu. „Die Basics fehlen“, versprach er die Wiederbelebung des Werkraumes in der Realschule. Aufgrund der jetzigen Schulform sei dies auch gefordert. Allerdings ließ er offen, wann dieses Versprechen eingelöst werden kann.

Am Ende waren sich alle einig, dass die Ausbildung weiter gefördert werden muss, aber auch die Politik endlich ihren Beitrag leistet und etwa die Unterrichtspläne den Bedarfen anpasst. Bürgermeister Hubertus Mühling sah schon den Tag kommen, dass ganz oben Dinge beschlossen werden, die unten gar nicht mehr ausgeführt werden könnten, weil da niemand mehr sitze.  kr


Titelfoto: Die Teilnehmer besichtigen nach der Gesprächsrunde die Lehrwerkstatt der Firma Rickmeier.  Fotos: Roland Krahl

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