Menden. Um Erklärungen sind Betrüger nie verlegen: Ein hochbetagter Mendener hat nach einem Kontakt auf einem Datingportal Geld überwiesen.
Als er am Donnerstag Anzeige erstattete, konnte er der Polizei nur wenige Angaben machen. Jedenfalls hatte er auf einer Online-Datingplattform eine unbekannte Person angeblich aus Thailand kennengelernt. Über Monate schrieb man sich per E-Mail, bis schließlich ein Treffen stattfinden sollte. Dafür brauchte die unbekannte Person angeblich einen Ausweis. Dafür habe sie jedoch kein Geld. Also überwies der Senior mehrere hundert Euro. Es kam zu keinem Treffen.
Moderne Heiratsschwindler brauchen ihre Opfer nicht zu küssen. Die „romantischen Betrüger“ finden ihre Opfer in sozialen Netzwerken oder bei Online-Partnervermittlungen. „Dein Profil gefällt mir“, so lautet einer der Standard-Anmach-Sprüche. Die richtigen Worte, vielleicht auch im Chat oder per Skype, reichen: Nach wenigen Wochen oder manchmal nur Tagen ist das Opfer um den Finger gewickelt. Weibliche Scammer verschicken schnell Fotos, in denen sie leicht bekleidet präsentieren. Männliche Scammer verwenden häufiger Fotos in Uniform. Allen gemein ist, dass sie sich aus unterschiedlichen Gründen im Ausland aufhalten: Der Soldat weilt im Auslands-Einsatz, der Geschäftsmann jettet um den Globus. Solche Legenden sind durchaus ausgefeilt und beruhen auf der Erfahrung, was einsame Herzen anlockt. Schnell sprechen sie vom Heiraten und fast genauso schnell von Geldproblemen. Der Soldat möchte angeblich seine Abfindung steuerfrei nach Europa transferieren oder braucht eine Adresse in Deutschland zum Empfang von Paketen. Der Geschäftsmann erlebt einen Unfall, wird bestohlen, verhaftet oder braucht dringend Geld für die Operation der Kinder aus seiner ersten Ehe, …
Wie kann man sich schützen? Manchmal hilft es bereits, den Namen des Auserkorenen zu „googeln“ – insbesondere bei Kontakten ins Ausland. Oft machen sich die „Romance-Scammer“ nicht einmal die Mühe, ihren Namen zu variieren. Gerne werden allgemein zugängliche Fotos („Stockfotos“) oder Fotos anderer Personen verwendet. Sie schlüpfen manchmal sogar in die Rolle eines Prominenten. Allein ein geschliffenes Deutsch bietet keine Gewähr, nicht an einen Betrüger zu geraten.
Spätestens, wenn der virtuelle Bekannte Geld will, sollten alle Alarmglocken schrillen. Dann sollte man alle Kontakte sofort abbrechen, Chat-Verläufe oder E-Mail-Verkehr sichern und Anzeige erstatten. Die Polizei warnt außerdem davor, Geld oder Pakete im Auftrag Fremder weiterzuleiten. Unversehens machen sich die Opfer so zu Komplizen und geraten selbst in den Fokus der Ermittler. (cris)