Märkischer Kreis/Mellen. Landrat Marco Voge (Foto) ist das Lachen vergangen, nachdem er von seinen eigenen Leuten im Kreis entthront worden. In der gestrigen Ausgabe berichtete das Heimatblatt Süderländer Volksfreund über diesen Affront.
Demnach wollte die CDU-Kreistagsfraktion Marco Voge nicht mehr als Kandidaten für den Landratsposten bei der bevorstehenden Kommunalwahl, obwohl der CDU-Kreisvorstand Ende Februar sich für den Mellener ausgesprochen und nominiert hatte. Stattdessen wollte die Kreistagsfraktion den Lüdenscheider Ralf Schwarzkopf ins Rennen schicken.
Eine Zerreißprobe stand bevor. Doch Marco Voge machte heute einen Rückzieher und will nicht um eine erneute Kandidatur kämpfen, gegen den Widerstand aus den eigenen Reihen. Die Gründe, warum die Kreistagsfraktion sich gegen den derzeitigen Landrat stellt, sind bisher nebulös und nicht klar ersichtlich.
Fest steht nunmehr, dass Marco Voge nicht mehr antritt. Nach fünf Jahren als Landrat ist Schluss für ihn im Oktober. Ralf Schwarzkopf hingegen, der bereits einer Kandidatur zustimmte, muss noch offiziell nominiert werden.
In einer persönlichen Erklärung wandte sich der Mellener an die Bevölkerung im Märkischen Kreis:
„Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, meine Kandidatur für die CDU zur kommenden Kommunalwahl als Landrat des Märkischen Kreises zurückzuziehen.
In der Politik geht es um Mehrheiten für Ideen und auch Personen. Manchmal kann es vorkommen, dass selbst bei einem einstimmigen Votum für einen Kandidaten sich Mehrheiten kurzfristig verändern. Diese Situation bedauere ich außerordentlich, denn ich hätte sehr gerne weiterhin als Landrat für die Bürgerinnen und Bürger im Märkischen Kreis geackert, um auch zukünftig positive Entwicklungen mitzugestalten. Auch bedauere ich, dass die interne Debatte nun leider öffentlich ausgetragen wird. Beteiligen werde ich mich daran nicht.
Mir war immer bewusst, dass man in politische Ämter auf Zeit gewählt wird und ich habe das Amt stets mit großem Engagement gelebt. Landrat zu sein, ist eine große Ehre und zugleich Verantwortung. Das Amt ist wichtiger als die Person und gerade aus dieser Verantwortung heraus braucht es in diesen unruhigen politischen Zeiten auch vor Ort stabile Mehrheiten sowie Einigkeit und Handlungsfähigkeit, um die großen Herausforderungen für unsere Region gemeinsam anzugehen.
Die Zeit war geprägt von intensiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit großartigen Kolleginnen und Kollegen in der Kreisverwaltung sowie in den vielen Institutionen, Organisationen, Unternehmen und auch vielen ehrenamtlich tätigen Menschen. Diesen Menschen gilt mein ausdrücklicher Dank. Sie haben in schwierigen Zeiten und kritischen Situationen immerzu hochprofessionell und mit großer Tatkraft zur Lösung von Herausforderungen und der positiven Entwicklung des Märkischen Kreises beigetragen.
Der Märkische Kreis kann stolz auf sich und seine Bürgerinnen und Bürger sein – wir sind eine echte Anpacker-Region. Mein besonderer Dank gilt auch dem tollen Team in der Kreispolizeibehörde, das tagtäglich für unsere Sicherheit sorgt. Ebenso den vielen Menschen in den Feuerwehren, im Rettungsdienst und den Hilfsorganisationen.
Mein Ziel war und ist es stets, alle Menschen im Märkischen Kreis im Blick zu behalten, ihre Anliegen ernst zu nehmen und dabei immerzu die beste überparteiliche Lösung zum Wohle des Kreises zu finden. Im Alltag pragmatische Lösungen für Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu finden und konkret zu helfen, war und ist ein großer Antrieb.
Nicht ohne Stolz blicke ich deshalb auf die vergangenen vier Jahre zurück, in denen wir gemeinsam trotz der vielen Krisen einiges erreicht haben. Dabei denke ich an die Bewältigung der Corona-Pandemie und den Einsatz der vielen Menschen im Gesundheitssystem, an die Organisation der Teststellen sowie an die Kolleginnen und Kollegen in der Kreisverwaltung. Gemeinsam haben wir erreicht, dass wir als Flächenkreis zwei zentrale Impfstellen in Iserlohn und Lüdenscheid anbieten konnten.
Aber auch die schwierige Situation rund um die Rahmedetalbrücke hat uns alle schwer gefordert und viel abverlangt. Trotz vieler Reibungspunkte haben wir als Region zusammen mit den Bürgermeistern und den Abgeordneten erreicht, dass ein Sonderprogramm für die Straßen in Südwestfalen und besonders im Märkischen Kreis auf den Weg gebracht wurde. Weitere Herausforderungen waren und sind die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, das Hochwasser im Jahr 2021 oder die Gasmangellage im Jahr 2022. In enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden wurden die richtigen Maßnahmen abgestimmt und eingeleitet. Im Jahr 2023 kam der Hackerangriff auf die Südwestfalen-IT hinzu, den wir im vergangenen Jahr gemeinsam bewältigt haben.
Themen, die mir persönlich sehr am Herzen lagen, waren die Einführung unseres Ersthelfersystems, der kontinuierliche Breitbandausbau, bei dem wir auch Dank der Förderprogramme riesige Fortschritte gemacht haben, und ein enger Draht zu unserer starken Wirtschaft. Zudem wurden trotz der zahlreichen Krisen auch notwendige Veränderungen in den Strukturen der Kreisverwaltung und bei unseren Gesellschaften angestoßen, um diese zukunftsfähig aufzustellen.
Nun ist es an der Zeit, dass sich die CDU für die anstehenden Kommunalwahlen auf Kreisebene neu aufstellt und eine oder einen Kandidaten für das Amt des Landrates findet, der die entsprechende Rückendeckung hat, um die richtigen Weichen für den Märkischen Kreis zu stellen. Die nächste Kommunalwahl wird auch in NRW eine richtungsweisende, bei der ich allen Verantwortungsträgern der Parteien ein gutes Händchen wünsche. Denn es geht um die Bürgerinnen und Bürger sowie gute Entscheidungen für unsere Heimat.
Selbstverständlich werde ich bis zum Ende der Amtszeit am 31. Oktober weiter ackern und als Landrat den Bürgerinnen und Bürgern dienen.
Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung.“