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Balve. Derzeit rollen die Pferde-Lkw und -Anhänger pausenlos auf das Gelände in Wocklum. Gilt es doch, mehr als 350 Pferde einzustallen für das Longines Balve Optimum, das vom morgigen Donnerstag bis Sonntag in Wocklum stattfindet. Mitten unter den Arbeitskräften ist der 2. Vorsitzende des Reitervereins Balve, Matthias Camminady, der eine von den Säulen ist, die dieses hochkarätige Event tragen.

Unser HZ-Mitarbeiter Peter Benedickt hat mit dem Balver, der unlängst für sein ehrenamtliches Engagement im Reiterverein Balve mit einer Ehrenurkunde vom Stadtsportverband ausgezeichnet wurde, gesprochen. Denn auch bei der Organisation des „Longines Balve Optimum“ müssen viele Hände mit ins Rad greifen. Sonst wäre es nicht möglich, diesen Spitzensport und das breit gefächerte Rahmenprogramm Jahr für Jahr anzubieten. Eine überragende Rolle dabei spielt Matthias Camminady.

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Der am 30. Mai 1963 in Balve geborene Funktionär erklärt, wann und warum er der Faszination des Reitsports erlegen ist: „Bereits vor 45 Jahren habe ich mit dem Ponyreiten angefangen. Damals gab es eine reine Ponygruppe im Reiterverein Balve, organisiert von Lothar Ahlemeyer, der mich fragte, ob ich nicht mitmachen möchte. So kam ich dann 1976 nach Wocklum.“

Aus seiner Sicht unterscheidet sich das Reiten durch einen grundlegenden Sachverhalt von vielen anderen Sportarten: „Der große Unterschied ist nun mal der Partner Pferd. Ein Pferd kann man nicht in die Ecke stellen, es benötigt jeden Tag Pflege und Bewegung. Das Arbeiten mit Pferden ist für einen Jugendlichen prägend, hier muss er Verantwortung und Ausdauer zeigen. Der reiterliche Erfolg, ob in der Reitstunden oder bei einem Turnier, ist die Belohnung.“

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Um sein Hobby ausüben zu können, nahm er zu Beginn gerne körperliche Anstrengungen auf sich: „Meine ersten Reitstunden haben ich mir mit Straßenfegen in Balve und Stallarbeit im Wocklum verdient.“

Er habe früher viel mit jungen Pferden gearbeitet, ist auch bis Klasse L geritten. Aber für den größeren Sport hat es dann doch nicht gereicht. Der Schritt zum Ehrenamt war dann nicht weit: „Wenn man wie ich jeden Tag auf der Reitanlage ist, kommt man um das Ehrenamt nicht herum. Ich war, nach relativ kurzer Zeit, im Jugendvorstand, dann Ende der 80er Jugendwart, danach Beisitzer im Hauptvorstand und seit 1998 2. Vorsitzender.

Die Zeit, die er für sein Ehrenamt einplanen muss, kann er nicht genau definieren: „Man ist eigentlich fast täglich mit dem Verein beschäftigt, mal mehr und vor allem rund um das Optimum viel mehr. Circa vier Wochen nur Turnier.“

Camminady, der einige Jahre seine Nichte Hannah Camminady erfolgreich trainierte, bis zu einer gewissen Leistungsklasse, ist der Meinung: „Man erkennt im Reitsport relativ schnell, wer Talent hat, allerdings müssen auch Ehrgeiz und Disziplin vorhanden sein.“

Welche Voraussetzungen muss ein junger Mensch mitbringen, um den Reitsport auch richtig ausleben und genießen zu können: Der faire Umgang mit dem Partner Pferd.

Hat sich die Einstellung der Menschen gegenüber diesem Sport im Laufe der Jahre geändert? In welche Richtung? „Jeder Verein kämpft mittlerweile um seine Mitglieder, das merken wir auch in der Reiterei. Die Jugendlichen haben erheblich mehr Möglichkeiten verschiedene Hobbys auszuführen. Für einen Reiterverein oder Pächter einer Reitanlage wird es immer schwieriger kostendeckend einen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, ohne dass die Reitstundenpreise explodieren. Von daher haben wir in Balve Glück, dass wir hier eine gut funktionierende Reitschule haben.“

Beim Sportehrenpreis wurden Sie der technische und organisatorische Betriebsleiter der Turnieranlagen, Reitbahnen etc. genannt. Was genau kann man sich darunter vorstellen? Das Thema ist dann doch ein wenig komplexer. Wir arbeiten hier als Team zusammen, bestehend aus der Turnierleitung Rosalie von Landsberg-Velen, Ann Christin Spiller, meiner Person, dem Vorstand des RV Balve, den Gesellschaftern der Turniergemeinschaft GmbH und unseren Damen im Büro. Hier hat jeder seine Aufgaben. Die ganze Veranstaltung steht und fällt mit der Sponsoren-Akquise, welche ausschließlich über Rosalie und Ann-Christin läuft, die beiden sind echte Profis. Zu dritt besprechen wir uns fast täglich über den Ablauf und über die Organisation der Veranstaltung. Meine Hauptaufgaben sind im Bereich der Investitionen, Finanzen und Abläufe.“

Sie organisieren auch das Balve Regio in Wocklum. Was war früher beim Ablauf kaum zu beachten, was heute immer mehr Gewicht bekommt? Anders ausgedrückt, ist heute die Organisation schwieriger als früher? „Beim Regio bin ich eher in der zweiten Reihe, dieses Turnier wird von Kathrin Simon-Stederoth und Elisa Bücher organisiert. Den Anspruch eine gute Veranstaltung zu organisieren haben wir beim Regio genauso wie beim Optimum. Was anderes können wir uns gar nicht erlauben.“

Der Unterschied von „normalen“ Turnieren zum Optimum? „Die Dimension beim Optimum ist halt eine ganz andere als wie beim Regio. Immerhin reden wir hier von fast 1,4 Million Euro Etat beim Optimum.“

Wieviel Leute sind in die Organisation des „Optimum“ eingebunden? Wie viele Helfer sind insgesamt nötig, um diese Mammutaufgabe zu bewältigen? „Jedesmal wenn ich diese Frage gestellt bekomme, schau ich immer auf unser Personalkalkulation, immer wieder erschreckend: rund 350 Helfer.“

Gab es schon mal Momente, wo sie am liebsten alles hingeworfen hätten? „Selten.“

Und gab es Momente, die sie im positiven Sinne nie vergessen? „Jedes Jahr gab es irgendwelche positive, emotionale Momente, darum mach es mir dann auch immer wieder Freude. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich über 40 Jahre dabei bin…“

Ist die Unterstützung von Verwaltung, Politik, Geschäftsleuten, Unternehmern oder Bürgern beim täglichen Geschäft und besonders bei den Großveranstaltungen zufriedenstellend? Wo könnte es besser laufen? „Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung/Ordnungsbehörden der Stadt Balve ist sehr gut. Gerade in den letzten Jahren musste Aufgrund der Sicherheitsauflagen ein enormer Aufwand betrieben werden. Hier wurde mit den Behörden ob Stadt oder MK immer konstruktiv zusammengearbeitet. Alle Beteiligten haben erkannt, dass es sich beim Balve Optimum um ein Leuchtturm in der Region handelt. Man sollte nicht vergessen, dass das Longines Balve Optimum auch für die Stadt und Region ein Wirtschaftsfaktor ist, so verbleiben hier circa 600.000 Euro für Handwerk, Gewerbe und Dienstleistung – jedes Jahr. Auf die Frage wie die Unterstützung der heimischen Unternehmen ist, kann ich hier nur sagen, ohne diese Unterstützer gäbe es das Longines Balve Optimum nicht mehr.“

Zum Schluss noch eine Frage: Welche Überschrift möchten Sie irgendwann einmal auf der Titelseite der auflagenstärksten Reiterzeitung in Deutschland lesen? Oder auch auf dem Titel der HÖNNE-ZEITUNG lesen? „Keine Ahnung.“

Das Gespräch führte HZ-Mitarbeiter Peter Benedickt

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