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Garbeck/Küntrop. Eine Weltmeisterschaft, von der wohl nur Wenige wissen: Segelkunstflug ist eine Randsportart, in der das Team Deutschland jedoch herausragende Leistungen erzielt – und das bereits seit vielen Jahren. So erflog das deutsche Team auf der Weltmeisterschaft im polnischen Torun die Silbermedaille in beiden Klassen. In der Einzelwertung konnte der Garbecker Michael Spitzer Bronze auf den Flugplatz nach Küntrop holen. Das teilt Marie Kneer, Pressesprecherin des LSV Sauerland, mit.

Der Garbecker Michael Spitzer (rechts) erflog den dritten Platz bei der WM im Segelkunstflug. Foto: Eugen Schaal

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Die Pilotinnen und Piloten fliegen auf der Weltmeisterschaft in zwei Klassen: Advanced und Unlimited, die sich vor allem darin unterscheiden, welche Manöver geflogen werden. Diese Manöver werden bei den Kunstfliegern „Figuren“ genannt. Ähnlich wie bspw. beim Ballett werden einzelne Figuren zu einem gesamten Programm aneinandergereiht. Aus einem Katalog von Figuren werden durch das Richterteam Programme zusammengestellt, die die Pilotinnen und Piloten dann nachfliegen müssen. Manche davon sind ihnen vorab bekannt, manche erfahren die Teilnehmenden jedoch auch erst einen Tag bevor das Programm geflogen werden muss.

Bewertet wird das geflogene Programm dann von Bodenrichtern, die sich den Flug genauestens anschauen und auf Kleinigkeiten achten: Stimmt die Richtung, in die die Figur geflogen wird? Wie sauber ist die Figur geflogen? Gibt es Fehler innerhalb des Programms? Dabei dürfen sich die Piloten innerhalb einer gedachten „Box“ in der Luft bewegen – die Maße dieser Box betragen 1000x1000x1000 Meter, in der sie für die einzelnen Figuren Punkte sammeln. Überschreiten sie die Grenzen der Box, gibt es Strafpunkte.

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„Um die Programme möglichst sauber und fehlerfrei zu fliegen, bedarf es viel Erfahrung und Training. Neben den psychischen Anstrengungen kommen Belastungen von 4-6 G positiv und negativ auf uns Piloten zu, da muss man körperlich fit sein“, erklärt Michael Spitzer. G-Kräfte sind Belastungen, die auf den menschlichen Körper durch die Änderung von Richtungen und Geschwindigkeiten einwirken. Positiv zu fliegen bedeutet, dass die Fliegenden in den Sitz gedrückt werden, negativ wenn sie aus dem Sitz gedrückt werden.

Dass nicht nur die Pilotinnen und Piloten diese Belastungen aushalten müssen, sondern auch die Flugzeuge, liegt auf der Hand. „Unsere Flugzeuge sind nur für Kunstflüge gebaut. Sie zeichnet besonders aus, dass sie kurze, aber sehr tiefe Tragflächen und große Ruder haben“, erklärt Spitzer weiter.

Doch auch mental muss die Vorbereitung stimmen: Zwar klebt ein kleiner Zettel mit dem Programm im Cockpit, so richtig flüssig klappt es aber erst, wenn das Programm auch im Kopf angekommen ist. Die Piloten haben immer nur einen Versuch pro Programm, da muss alles sitzen. Deshalb sieht man häufig am Vorabend Piloten, die das Programm am Boden „nachtanzen“ und so alle Schritte und Steuerbewegungen durchspielen.

Auf der Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr Ende Juli in Torun stattfand, wurden insgesamt vier Programme pro Wertungsklasse geflogen. Der Garbecker Michael Spitzer erflog in zwei einzelnen Programmen jeweils Bronze und Silber. Seine herausragenden Ergebnisse führten dazu, dass er am Ende der Weltmeisterschaft auf dem Treppchen stand und Bronze erfliegen konnte. Vor ihm lagen auf Platz 1 Maciej Pospieszynski aus Polen und Charly Lecy Louapre aus Frankreich. In der Team-Wertung wurde Deutschland sowohl in der Advanced als auch in der Unlimited Zweiter.

Zweimal Silber in der Teamwertung und einmal Bronze in der Einzelwertung holte das deutsche Team bei der Weltmeisterschaft. Foto: Marie Kneer

„Ich freue mich natürlich über unsere Leistungen. Das viele Training, das sehr zeit- und kostenintensiv ist, hat sich ausgezahlt“, schwärmt Spitzer nach seiner Rückkehr ins Sauerland. Andere Länder fördern die Kunstflugpiloten enorm – bspw. durch Sponsorings. Das sieht in Deutschland jedoch anders aus – Spitzer finanziert die Trainingsflüge selbst. Geübt wird gemeinsam mit erfahrenen Kunstfliegern am Boden, die die Flüge kommentieren und als Audio-Datei aufnehmen. Nach dem Flug wird dann gemeinsam analysiert und Optimierungsvorschläge besprochen. Obwohl also der Pilot alleine im Flugzeug seine Figuren absolviert, braucht es ein starkes Team, um ihn zum Erfolg zu bringen.

„Diesen Teamgeist spiegelt auch die Atmosphäre während der WM“, freut sich Spitzer, „da herrscht keine kühle Wettkampf-Stimmung. Wir campen alle gemeinsam auf dem Flugplatz und essen gemeinsam, unternehmen bei schlechtem Wetter Ausflüge. Manche helfen sich auch untereinander und leihen sich ihre Flugzeuge aus. Da ist man mehr eine große Familie statt Einzelkämpfer.“ Auch dieser Spirit der Kunstflieger macht die WM zu einer ganz Besonderen.   kn


Titelfoto: Das Deutsche Team mit allen Teilnehmern bei der Weltmeisterschaft in Torun.  Der Garbecker Michael Spitzer (4. von links) freut sich riesig über seine Bronze-Medaille. Foto: Eugen Schaal

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