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Ich will es mal vorwegnehmen: Die alte Kornmühle in Wocklum muss weg, denn sie stellt inzwischen eine Gefahr dar. Sie ist einsturzgefährdet und nicht mehr zu retten.

Erschreckend ist allerdings dabei, wie die Mitglieder des Ausschusses „Ehrenamt, Schule, Digitalisierung, Soziales“ diesen Antrag des Eigentümers ziemlich wortkarg durchwinken wollten. Lediglich Ratsherr Lorenz Schnadt hielt ein Plädoyer für den Erhalt aller Denkmäler in Balve.

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Ich kann mich noch daran erinnern, dass die Balver Stadtväter in den 80er Jahren stolz darauf waren, so viele Denkmäler in Balve zu haben. Und in der Beschreibung von 1984, als eben diese Kornmühle in die Denkmalliste aufgenommen wurde, heißt es: „Der derzeitige bauliche Zustand der Mühle kann als ausreichend bezeichnet werden.“ Mehr als 200 Jahre stand sie zu diesem Zeitpunkt schon und war noch in akzeptablem Zustand.

Man fragt sich da ernsthaft, was ist da in den vergangenen 40 Jahren geschehen. Wie ist es möglich, dass vor den Augen der Bürger unserer Stadt ein solches historisches Gebäude derart verfallen kann, dass es heute nur noch abbruchreif ist. Ich will mich da nicht ausschließen. Auch ich habe mich nie gefragt, was eigentlich hinter dem grünen Dschungel steckt, der wie eine Hausfassade aussieht. Doch der Eigentümer, der hätte meines Erachtens die Pflicht gehabt, dieses historische Gebäude zu erhalten.

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Heute lebt er nicht mehr und sein Erbe muss sich nun damit beschäftigen. Zu spät jedenfalls für eine Rettung des Gebäudes. Und das ist schade, denn mit dem Abriss verschwindet auch ein Teil Geschichte in unserer Stadt. Und das nicht zum ersten Mal. Erst vor einiger Zeit kam ein Antrag auf Abriss des Backhausspeichers in der Dorfmitte von Beckum, dem stattgegeben wurde.

Ja, es klagen die Eigentümer eines denkmalgeschützten Gebäudes über hohe Hürden, wenn es darum geht, diese zu sanieren. Das LWL stellt oft hohe Anforderungen, stellt dann aber auch Gelder zur Verfügung. Doch mit der zögerlichen Behandlung von Anträgen, die oft über Jahre gehen, verleiht sie dem Verfall der Gebäude Vorschub und den Eigentümern vergeht nicht selten die Lust zur Sanierung – sofern man sich den Verfall eines Gebäudes erlauben kann.

Ich muss sagen, ich habe auch keine zündende Idee, wie man dem vorbeugen kann. Den Vorschlag, der in der Ausschusssitzung kam, dass Nachbarn melden sollen, wenn ein Haus zu verfallen droht, finde ich ein wenig obzön. Denunziantentum nannte man das früher. Doch wie wäre es, wenn sich ein Verein oder eine Stiftung, gesponsert mit Finanzmitteln der Stadt, den Schutz von Denkmälern mit auf die Fahne schreiben und das geforderte Zustands-Kataster erstellen würde. Das geht natürlich in vielen Fällen nur nach laienhaftem Augenschein von außen und auch nicht von heute auf morgen, doch es wäre zumindest mal ein Anfang, um unsere geschichtsträchtigen Gebäude in der Stadt Balve zu erhalten.     Roland Krahl

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