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Eisborn/Wocklum. Mit der Austragung der Wocklumer Mühle aus der Denkmalschutzliste der Stadt Balve musste sich der Ausschuss „Ehrenamt, Schule, Digitalisierung, Soziales“ in seiner letzten Sitzung in Eisborn beschäftigen. Ein erstelltes Gutachten habe bestätigt, dass das Denkmal nicht mehr erhalten werden kann. 80 bis 90 Prozent der Substanz müssten erneuert werden, da die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet sei.

Nicht zu diesem Denkmal, sondern zur allgemeinen Lage übernahm Sieglinde Drees das Wort. „Es ist ein unding, dass Eigentümer von denkmalgeschützten Häusern jahrelang warten müssen, um in die entsprechende Förderung zu kommen. Die Baumaßnahmen werden dadurch immer teurer. Will man es auf eigene Kosten machen, ohne Auflagen würde es deutlich billiger, ist es nicht erlaubt. Ich muss sagen, das ist eine Art kalte Enteignung. Die Förderung muss da sicherlich einmal überdacht werden. Das ist ein Missstand, der dann eben auch dazu führe wie bei diesem Objekt.“

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UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt entgegnete daraufhin: „Eigentum verpflichtet. Und der Steuerzahler muss auch nicht jedem Steuerzahler unter die Arme helfen.“ Er wies weiter darauf hin, dass in der Ausschussvorlage stehe, dass das Haus nicht mehr zu retten sei und das sei tatsächlich so. Aber es könne doch auch nicht sein, dass niemand aufstehe und etwas dagegen sage. Es könne doch nicht richtig sein, wenn ein Verfall über Jahrzehnte stattfinde, dass man das normal findet. „Da muss man sich doch fragen, was ist da schief gelaufen? Ich will auch nicht mit dem Finger zeigen auf die Leute, die jetzt in Verantwortung sind“, so Lorenz Schnadt. Doch man müsse sich die Frage stellen, wer das eigentlich überwacht, dass ein Denkmal auch ein Denkmal bleibt.

Ist letztendlich das gesamte Ensemble in Wocklum vom Abriss bedroht? Die anderen Gebäude sind nicht geschützt. Foto: Roland Krahl

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Man habe dafür auch ordnungsrechtliche Mittel, vor allen Dingen dann, wenn die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen würden. Es gäbe letztendlich auch noch die Möglichkeit für denjenigen, der ein Denkmal nicht halten könne, es der Stadt zu übergeben. „Wir sind die Verwalter dieser Denkmalliste, die unsere Vorgänger erstellt haben“, führte er sein Plädoyer für einen Erhalt der Denkmäler weiter.

Ratsherr Cay Schmidt schlug daraufhin vor, ein Kataster zu erstellen über den Zustand der Denkmäler. Nur so könne man erreichen, schon vor einem vollständigen Verfall ein Gebäude zu retten. Er betonte, dass das ja kein Einzelfall sei. Vor einiger Zeit sei ein Haus in Beckum aus der Liste genommen worden.

Bald wird nur noch dieses alte Foto daran erinnern, dass hier mal ein Fachwerkhaus mit historischer Bedeutung gestanden hat.

Fachbereichsleiter Sven Rothauge konnte alle Argumente nachvollziehen doch: „Wir können es personell nicht stemmen!“ Man müsse sich auf den Eigentümer verlassen müssen und: „Wenn der nicht will, gibt es sehr hohe Hürden. Für eine Liste wäre ein Gutachter erforderlich“, so Rothauge weiter. Der müsse sich aber auch von innen ein Bild machen, was manchmal schwierig sei.

Im Falle der Wocklumer Mühle war das kein Thema, denn dort ist der Verfall so weit fortgeschritten, dass das Gebäude nicht einmal betreten werden darf, da es einsturzgefährdet ist. In dem Gutachten des Denkmalfachamtes des Landschaftsverbandes heißt es dazu: „Teile des Gebäudes sind schon eingestürzt, weitere Gebäudeteile drohen einzustürzen. Durch fehlende und zerbrochene Dachziegel, fehlende Fenster und Türen sowie starken Bewuchs sind über einen Zeitraum von vielen Jahren erhebliche Feuchtschäden entstanden, die zur Zersetzung der Gebäudesubstanz geführt haben. Dieser Prozess ist soweit fortgeschritten, dass er sich nicht mehr aufhalten lässt.“

So kam es dann zur Abstimmung, ob das einsturzgefähredete Haus nach dem Abbruch aus der Denkmalsschutzliste gestrichen werden soll. Mit zwei Gegenstimmen der UWG wurde der Antrag des Eigentümers angenommen. Das letzte Wort hat jetzt der Rat der Stadt Balve, der am Mittwoch, 18. September, 17 Uhr, im Rathaus tagt.


Titelfoto: Wie in einem Dornröschenschlaf liegt die alte Wocklumer Mühle, nur dass hier niemand mehr Leben einhauchen kann. Foto: Roland Krahl

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