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Balve. (R.E.) Der Borkenkäfer richtet derzeit einen höheren Schaden in den Wäldern an als dies beim Orkan „Kyrill“ vor nunmehr 12 Jahren im Raum Balve der Fall war. Diese düstere Bilanz präsentierte Förster Richard Nikodem all den Bürgern, unter ihnen Bürgermeister Hubertus Mühling, die sich mit ihm auf einen informativen Spazierung durch den Balver Wald gemacht hatten am heutigen Nachmittag.

Bevor er auf Details einging, ließ er die aufmerksam lauschenden Mitwanderer wissen, dass sein Beruf derzeit nicht vergnügungssteuerpflichtig sei. Wer heute noch erzähle, der Wald erhole sich eigenständig vom Befall des Borkenkäfers und einen Klimawandel gäbe es nicht, der blende die Realität aus. „Wer so etwas verbreitet, der ist ein Scharlatan und Märchenerzähler“, legte sich Richard Nikodem fest und wies darauf hin, dass der trockene Sommer 2018 „ unserem Wald die Kante gegeben hat“.

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Dadurch, dass es zu trocken und zu heiß war und der Sturzregen zumeist in den Kanälen und nicht im Waldboden angekommen sei, liege das Problem der Wälder im Boden. Durch den Regenfall der letzten Wochen hätten sich zwar die oberen 25 Meter erholt, aber der Baum komme nicht mehr an das Grundwasser heran.

„Durch die anhaltende Dürre ist der Grundwasserspiegel von 1,10 auf 1,80 Meter gefallen. Das hat für die Bäume fatale Folgen, denn die Wurzeln wachsen nicht so schnell, dass sie an das Grundwasser gelangen. Die Folge: Alle Bäume haben Stress“, so der erfahrene Förster.

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Wenig Feuchtigkeit bedeutet vor allem für die Fichten, dass es keinen Harzfluss mehr gibt. Dadurch kann der Borkenkäfer fast ungehindert durch die Rinde seinen Platz in den Baumstämmen finden. 13 Millionen Festmeter Holz sind in NRW betroffen. Um die Population des Borkenkäfers (160.000 im Jahr) einzugrenzen, muss das Holz so schnell wie möglich aus den heimischen Wäldern geschafft werden. „Da die Sägewerke diese Massen nicht verarbeiten können, geht unser Holz nach China“, informierte Förster Richard Nikodem und verwies darauf, dass die gefällten Baumstämme im ehemaligen Steinbruch Busche (Beckum) zwischengelagert werden, bevor sie mit Containern ihre Reise ins Reich der Mitte antreten.

Da es derzeit darum gehe, dass vom Borkenkäfer befallene Holz aus den Wäldern zu schaffen, müsse die Neuanpflanzung erst einmal, zumindest im Raum Balve, zurückstehen. Sollten Waldbesitzer dennoch den Wunsch haben, umgehend Anpflanzungen vorzunehmen, stehe er ihnen beratend zur Seite, wenn es um jene Bäume gehe, die in unserer Gegend die besten Chancen besitzen, Dürrephasen und Klimawandel zu trotzen.

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