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Märkischer Kreis. Dr. Bernhard Schneider, letzter Oberkreisdirektor des Märkischen Kreises, ist am Montag, 4. Dezember, im Alter von 89 Jahren verstorben. In den elf Jahren seiner Dienstzeit hat er als Chef der Kreisverwaltung viel bewegt.

Als Nachfolger von Dr. Jürgen Albath wurde Dr. Bernhard Schneider am 1. Juli 1986 vom Kreistag des Märkischen Kreises zum Oberkreisdirektor gewählt. Zuvor leitete der Jurist von 1967 bis 1986 die Stadtverwaltung Greven als Stadtdirektor und war zudem zwischen 1967 und 1974 als Gemeindedirektor von Gimbte tätig.

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Geboren wurde Dr. Bernhard Schneider am 12. Mai 1934 in Alt-Patschkau, Kreis Neiße. Als Folge des Zweiten Weltkriegs wurde der Elfjährige mit seiner Familie aus der schlesischen Heimat in die Nähe von Bremerhaven vertrieben. Dort machte er mit 19 Jahren sein Abitur, studierte vier Jahre lang Rechts- und Staatswissenschaften in Münster, Freiburg und Göttingen. Die beruflichen Stationen von Dr. Bernhard Schneider waren Kreis-Assessor und Kreisverwaltungsrat in Münster, ein Jahr lang stellvertretender Oberkreisdirektor im Landkreis Meppen sowie Stadtdirektor in Greven.

Im Märkischen Kreis übernahm Dr. Schneider 1986, wie er damals bemerkte, von seinem Vorgänger Dr. Jürgen Albath ein „gut bestelltes Feld“ mit einer gut aufgestellten Kreisverwaltung und einer neu strukturierten Polizei. „Sie übernehmen einen der schwierigsten Kreise in Nordrhein-Westfalen, aber auch einen sehr interessanten“: Das waren die Worte des damaligen Regierungspräsidenten Richard Grünschläger bei Schneiders Antrittsbesuch in Arnsberg.

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Trotz guter Rahmenbedingungen mangelte es damals nicht an Herausforderungen. Die Themen Natur- und Umweltschutz gewannen an Bedeutung. Dr. Schneider bildete 1989 landesweit eines der ersten Umweltämter auf Kreisebene, in dem die Aufgaben aus dem Planungsamt, dem Tiefbauamt und dem Ordnungsamt gebündelt wurden. 1991 wurde das Naturschutzzentrum Märkischer Kreis gegründet. Das Müllheizkraftwerk in Iserlohn musste aufwändig saniert und optimiert werden. Die Gesamtkosten dafür beliefen sich damals auf 360 Millionen D-Mark. Am 1. Januar 1991 wurde nach Beschluss des Kreistages die Abfallentsorgungsgesellschaft Märkischer Kreis (AMK) gegründet.

Auch in der Verwaltung hat Dr. Schneider richtungsweisende Veränderungen vorgenommen. Durch die Einführung neuer Steuerungsmodelle konnten die Dezernate von acht auf vier und die Anzahl der Ämter von 22 auf 14 reduziert werden. Unter seiner Führung als Leiter der Kreispolizeibehörde fand auch die weitere Neuorganisation der Kreispolizeibehörde statt. Aus neun Stationen und einer Wache entstanden vier Polizeiinspektionen und fünf Wachen.

Sehr am Herzen lag Dr. Bernhard Schneider die Kulturarbeit. Zehn Jahre lang führte er als Vorsitzender den Kreisheimatbund Märkischer Kreis. In seiner Amtszeit wurde das sich in Trägerschaft des Märkischen Kreis befindliche Deutsche Drahtmuseum am seinem neuen Standort in Altena eröffnet. Dr. Bernhard Schneider setzte sich zudem für das 1989 gegründete Märkische Jugendsinfonieorchester ein, das bis heute ein Aushängeschild und musikalischer Botschafter der kulturellen Arbeit des Märkischen Kreises darstellt. In seiner Amtszeit fiel auch die Begründung einer kommunalen Partnerschaft mit dem damaligen Kreis Finsterwalde in Brandenburg (heute Landkreis Elbe-Elster).

Mit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahr 1997 endete auch die Zeit der sogenannten Führungs-Doppelspitze aus Oberkreisdirektor und ehrenamtlichen Landrat im Märkischen Kreis. Im Ruhestand zog es Dr. Schneider und seine Ehefrau Elisabeth in seine münsterländische Heimatstadt Greven zurück.

„Mit seinem politischen Weitblick und seiner Fähigkeit, Dinge gestalten zu wollen, hat Dr. Bernhard Schneider das öffentliche Geschehen im Märkischen Kreis und weit darüber hinaus positiv mitgeprägt. Durch seinen Tod verlieren wir eine herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich durch seinen stets fairen, offenen und respektvollen Umgang mit den Meinungen anderer in politischen Diskussionen hohes Ansehen bei vielen Menschen im Märkischen Kreis erworben hat“, würdigt Landrat Marco Voge die Verdienste des ehemaligen Oberkreisdirektors.   pmk


Titelfoto: Elf Jahre lenkte Oberkreisdirektor Dr. Bernhard Schneider die Geschicke des Märkischen Kreises. Er verstarb im Alter von 89 Jahren in seiner Heimatstadt Greven. Foto: Archiv/Märkischer Kreis 

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