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Langenholthausen/Balve. (R.E.) Nachdem die Stadt Balve die Schützenbruderschaft St. Johannes Langenholthausen wegen der geplanten Nutzung der Schützenhallen-Küche durch Catering Lehmann (Balve) beim Märkischen Kreis im wahrsten Sinne des Wortes in die Pfanne gehauen hatte, übte der 1. Vorsitzende Berthold König am heutigen Samstagabend harsche Kritik an der von Bürgermeister Hubertus Mühling geführten Stadtverwaltung. Denn nicht nur nach seiner Meinung ist es nicht das erste Mal, dass die Verwaltung ohne Rücksprache mit den Vereinen oder Gruppierungen sofort die übergeordnete Behörde im Kreishaus in Lüdenscheid einschaltet.

„Ich habe es immer als Stärke des dörflichen und kleinstädtischen Raumes betrachtet, dass man zunächst mal den direkten Kontakt sucht und miteinander redet. In letzter Zeit stellen wir leider häufiger fest, dass in Balve direkt übergeordnete Behörden eingeschaltet werden, anstatt man den persönlichen Kontakt sucht oder zum Telefonhörer greift, um Sachverhalte zu erörtern. Ob ein solcher Umgang mit Ehrenamtlern auf Dauer von Erfolg gekrönt ist, wage ich zu bezweifeln“, macht der mächtig verärgerte Brudermeister aus L.A. kein Hehl aus seiner Enttäuschung über Mühling und einige seiner Mitstreiter.

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Über was regt sich der Vorstand der Schützenbruderschaft L.A. gewaltig auf: Im Sommer 2019 ist die Firma Lehmann Catering mit der Anfrage an die Schützen herangetreten, ob sie willens und in der Lage sind, ihre Küchenräumlichkeiten dauerhaft und langfristig an sie zu vermieten. Diese Frage hat sie einige Zeit intensiv beschäftigt, weil dazu eine ganze Menge abzuwägen war (wie separate Erfassung des Energieverbrauchs, Vereinbarkeit mit sonstigen Hallenaktivitäten, zum Beispiel Vermeidung von Essensgerüchen, einvernehmlicher Wechsel der Schützenfestrestauration, und…und.. und… ). Letztendlich ist der Vorstand zu dem Ergebnis gekommen, dass die Voraussetzungen dafür gegeben sind und somit eine zusätzliche und insbesondere beständige Einnahmequelle sprudeln könnte.

Der Vorstand hat die Räumlichkeiten durch die Lebensmittelaufsicht abnehmen lassen und auch versicherungstechnische Fragen waren geklärt. Parallel dazu führte sie sind einige Maßnahmen durch, wie zum Beispiel den Einbau von zusätzlichen Strom- und Wasserzähler. Überdies wurden  ein paar weitere Quadratmeter gefliest. Die Firma Lehmann hat damit begonnen, auf ihre Kosten einen Kühlraum in der alten Damentoilette zu installieren.

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„Und Anfang Oktober waren wir dann soweit, dass Lehmann hätte einziehen können. Und dann setzte die Bürokratie ein: Es fing damit an, dass unser Vorhaben in der Presse erwähnt wurde. Die Stadt Balve hat daraufhin – ohne uns zuvor zu kontaktieren – diesen Presseartikel an die Bauaufsicht des Märkischen Kreises geschickt mit der Bitte zu prüfen, ob das denn alles rechtmäßig sei, was an der Schützenhalle Langenholthausen passieren solle“, informierte der Brudermeister die Schützenbrüder und führte weiter aus:

„Wir haben dann gelernt, dass wir unsere Küche zwar 52 mal im Jahr im Rahmen von Veranstaltungen mit vermieten können, wir unsere Küche aber nicht einmal für 52 Wochen an ein Unternehmen vermieten dürfen, da es sich dann um eine gewerbliche Nutzung handelt. Eine solche gewerbliche Nutzung würde eine Nutzungsänderung für unsere Schützenhalle bedeuten, die genehmigungspflichtig sei und für eine solche Genehmigung müsse ein Bauantrag gestellt werden. Der Genehmigung eines solchen Bauantrages stehe aber die Tatsache entgegen, dass unsere Schützenhalle im Außenbereich liegt.“

Im Außenbereich sind zwar Ausnahmen möglich, aber nur für sogenannte privilegierte Vorhaben (zum Beispiel aus der Landwirtschaft). Ein „normaler“ Gewerbebetrieb gilt nicht als privilegiert und somit nicht genehmigungsfähig. Alle von der Bruderschaft vorgetragenen Argumente, wie das in der Küche lediglich zwei Personen tätig wären, die Gefährdung von Arbeitsplätzen, die Tatsache, dass keinerlei bauliche Veränderungen stattgefunden hätten, dass es keinerlei Eingriff in Natur und Umwelt gegeben hätte, dass es zu keinerlei Belästigungen – von wem auch immer – gekommen wäre, dass theoretisch auch jede Woche hier oben bei separaten Veranstaltungen gekocht werden könne, und… und ….und
haben beim Märkischen Kreis keine Rolle gespielt.

„Insgesamt war dieses Projekt dann auch weitgehend tot. Ich habe zwar die zuständige Ministerin in Düsseldorf dazu angeschrieben, eine Antwort liegt uns allerdings noch nicht vor. Ich will nicht verhehlen, dass es im Vorstand erhebliches Unverständnis über alles das gibt, was heute in Deutschland nicht mehr möglich ist. Vor vielen Jahren hat ein Bundespräsident mal gesagt, dass ein Ruck durch Deutschland gehen müsse. Die Erfahrungen, die wir mit diesem Vorhaben gemacht haben, sind zumindest für mich ein klassisches Beispiel dafür, dass wir von einem solchen Ruck weiter entfernt sind als je zuvor“, klagte der 1. Vorsitzende Berthold König über die Bürokratie in Deutschland.

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