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Balve. Ausgerechnet in der Nacht bevor „sein“ Männerchor vom Kreischorverband Arnsberg die Ehrung zum 150-jährigen Bestehen erhielt, machte Franz Jedowski sen. für immer die Augen zu. Der 87-jährige verstarb zu Hause.

Männerchor Balve und Franz Jedowski sind zwei Instanzen, die voneinander getrennt gar nicht zu denken sind. Mit viel Enthusiasmus, Ausdauer und Hingabe führte Jedowski den Chor nicht nur 15 Jahre lang als Vorsitzender, er machte aus der kleinen Sängerschar seinerzeit auch den Männerchor, der heute weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Der unermüdliche Einsatz, unter anderem an der Seite von Chordirektor Lothar Schuhenn, der ebenfalls in diesem Jahr verstarb, brachte ihm auch den Titel des Ehrenvorsitzenden ein.

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Doch Franz Jedowski war nicht nur Chorsänger, Ehemann von Frau Gertrud, Vater der vier Söhne Burkhard, Christoph, Alexander und Thomas, neunfacher Großvater, sowie sechsfacher Urgroßvater, er war vor allem auch Metzgermeister und langjähriger Kopf der Sauerländer Landmetzgerei Jedowski.

Übernommen hatte er die Metzgerei seinerzeit von seinem Bruder Hermann, der trotz des Erbes seine Passion in der Musik gefunden hatte und diese Zeit seines Lebens als Professor für Musik in Berlin auslebte. Aus dem kleinen Metzgereibetrieb an der Hauptstraße entwickelte sich generationenübergreifend ein mittelständisches Unternehmen, das heute rund 25 Verkaufsfilialen, etliche Mitarbeiter, einen eigenen Schlachthof, einen Partyservice und einen Lebensmittelmarkt umfasst. Auch wenn der Betrieb nominell nicht mehr von Franz Jedowski geleitet wurde, stand er immer als graue Eminenz im Hintergrund, der die Verantwortlichen, die allesamt aus der Familie stammen, jahrelang zur wöchentlichen Besprechung an den Tisch holte.

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Auch die Marke Jedowski trägt zum guten Ruf bei, den die Stadt Balve allerorten genießt. So vergisst auch stellvertretender Bürgermeister Alexander Schulte während seiner Ansprache zur Ehrung des Männerchores nicht darauf einzugehen, wie hoch die Verdienste Franz Jedowskis als „großer Mentor und Befürworter nicht nur für die Chorszene sondern auch für die großen Belange der Stadt Balve“ waren. „Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren“, so Schulte weiter.

Darüber hinaus setzte sich Franz auch immer für das Vereinsleben im Allgemeinen ein. Hier sei besonders auch der Musikverein Balve genannt, dem sein besonderes Interesse galt, hatten doch hier einige seiner Enkelkinder eine musikalische Heimat gefunden. Nicht nur die Partnerschaft zu den Freunden in Bad Muskau auch die Partnerschaft zu anderen Chören, zu denen man im freundschaftlichen Wettbewerb stand, wurde von Franz Jedowski gepflegt, in vielen war er auch selbst langjähriges Mitglied. Der Senior unterstützte, wo er nur konnte, sei es mit Spenden oder oft auch, indem er einfach die richtigen Menschen in einem Raum zusammenbrachte. Was die finanzielle Unterstützung anging lebte Franz das Motto: Fördern und Fordern. Mit Hilfe zur Selbsthilfe bewegte er manches in Balve, oft indem er die Verantwortlichen mit kleinen Anreizen dazu motivierte sich selbst zu bewegen.

Auch in der Balwer Werbegemeinschaft, deren Vorsitzender ich als Autor dieses Textes bin, hat er seine Fußstapfen hinterlassen. Oft wusste Franz Jedowski Win-win-Situationen herbeizuführen, auch wenn er das selbst nicht so genannt hätte.  Anglizismen waren ihm als echtem Sauerländer schließlich fremd.

Als er der BalWer anbot den IBS Parkplatz zu pachten und mit der Vermarktung der Webeflächen die Vereinskasse aufzubessern, bot er dem Verein eine einmalige Chance seine Zukunft und finanzielle Unabhängigkeit abzusichern und gleichzeitig wurde gewährleistet, dass in Balve weiterhin ausreichend kostenfreie Parkflächen zur Verfügung stehen würden. Nicht zu beziffern war auch sein Einsatz für das Balver Stadtfest oder den Weihnachtsmarkt besonders für das Krippenspiel und den Festspielverein Balver Höhle.

Wer nun denkt Franz Jedowski sei ein echter Patriarch gewesen, der irrt. Immer an seiner Seite Ehefrau Gertrud, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stand und ihm auch schonmal sagen konnte, wenn er grad auf dem falschen Ochsen ritt. Ich vermute dieses Wortspiel hätte ihm gefallen, wusste er doch immer über seinen Berufsstand Scherze zu machen. „Was ist auf einem Brot, wenn man die Butter sieht? – Zu wenig Wurst!“, war einer seiner Sprüche.

So wird Franz den Balvern als oft selbstironisches, empathisches Urgestein mit einem Händchen fürs richtige Wort zur richtigen Zeit in Erinnerung bleiben, das manchmal störrisch aber immer zielorientiert viel für die Stadt und seine Einwohner getan hat. Bis zuletzt brachte es der mittlerweile laufschwach gewordene Franz über sich, die vielen Treppen zur Probe seines Chores auf dem Drostenboden zu überwinden, um gemeinsam mit seinen Sangesbrüdern zu singen und eine schöne Zeit zu haben. Bei der nächsten Probe wird ein Platz leer bleiben.

Daniel Pütz
Sangesbruder und Nachbar.

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