entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –
Eisborn/New York. Dem im Jahre 1982 vom österreichischen Sänger, Komponisten und Pianisten Udo Jürgens besungenen Missstand „Ich war noch niemals in New York“ wollte eine Reisegruppe aus der Stadt Balve ein für alle Mal ein Ende setzen. Keimzelle der Idee war interessanterweise der oft stiefkindlich behandelte Ortsteil Eisborn.
Vanessa Danne, stellvertretende Geschäftsführerin und Ausbilderin im Bereich der Flöten des Trommlerkorps Eisborn erklärt der HÖNNE-ZEITUNG, wie es dazu kam. Nach einem Gespräch mit den Kameraden vom Spielmannszug Küntrop 2022 wäre man Feuer und Flamme gewesen. Für die Eisborner wurde klar, dass man ebenfalls im Jahr 2024 zur „Steubenparade“ in die Stadt, die niemals schläft, fahren wolle.
Nun kennt jeder die Freiheitsstatue, aber was ist eine Steubenparade? Hier hilft das Wikipedia-Archiv: „Die German-American-Steuben-Parade ist ein traditionsreicher Umzug, der jedes Jahr am dritten Samstag im September auf der Fifth Avenue in New York City stattfindet. Die Parade ist eines der größten Ereignisse im deutsch-amerikanischen Festkalender. Sie wurde 1957 von deutschstämmigen Amerikanern gegründet. Diese wollten die Traditionen ihrer Heimat aufrechterhalten.
Die Gründer einigten sich darauf, die Parade nach Freiherr Friedrich Wilhelm von Steuben zu benennen, einem hochdekorierten preußischen Offizier, der in seiner zweiten Karriere als US-amerikanischer General die Kontinentalarmee erneuerte und zum Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurde.“
Preußens Gloria am Big Apple also. Die Planung haben Dietmar Krämer, ehemaliger 1. Vorsitzender und zum Zeitpunkt der Planung auch noch aktiver 1. Vorsitzender, Alina Krämer, Geschäftsführerin und Vanessa Danne übernommen. Aufgrund der Erfahrungen des Spielmannszuges Küntrop und des Spielmannszuges Helden wandte man sich an das Unternehmen Merican Reisen. Der Reiseveranstalter ist spezialisiert auf Vereine die an der Steubenparade teilnehmen möchten.
Es fand dann ein Infoabend seitens des Reiseveranstalters statt, es wurde grob durchgegangen, was es kosten könnte, wie die Tage in Amerika strukturiert sein würden, welche Hotels man nehmen könnte, welche Fluggesellschaften und vieles mehr. Wenn einer eine Reise tut, muss er eben auch vorher schon einiges erzählen. Doch ganz alleine wollten die Eisborner dann auch nicht reisen. Mit von der Partie waren neben dem Schützenverein Eisborn und dem Trommlerkorps, ein Grünrock aus Mellen, Teile der freiwilligen Feuerwehr Eisborn, Freunde aus dem Spielmannszug Schwitten, Oeventrop und Alten Hagen. Einzelne Musiker aus den Vereinen hatten ebenfalls Interesse mitzufliegen und haben die Gruppe begleitet und bei den Eisbornern mitgespielt.
„Wieviele Gruppen es im Endeffekt waren, dass kann ich nicht genau sagen, aber es waren mit Sicherheit um die 1.000 Vereine“, so Vanessa Danne immer noch begeistert.
Die Kosten richteten sich nach den persönlichen Ansprüchen je nach Zimmerbuchung. Außerdem konnte man im Nachgang noch die Bustour Toronto-Ostküste zubuchen. Mancher sei auch eigenständig weitergereist. Wenn man schonmal den weiten Weg quer über den Atlantik angetreten ist…
Die sechstägige Reise im Doppelzimmer schlug pro Person mit 1690 Euro zu Buche, mit Busreise kam man auf 2200 Euro. Alles in allem fühlte man sichWillkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
„Ich glaube, wir wurden ganz gut aufgenommen, schon alleine wegen unsere Aktionen beim Oktoberfest und das Spielen auf dem Times Square.
Alte Bekannte traf man auch. So seien die befreundeten Schützen aus Waltringen traurig gewesen, dass die Eisborner während der Parade nicht gleich hinter ihnen ihre heimischen Märsche zum Besten gaben.
Dannes ureigenes Fazit ist eindeutig: „Mein persönlicher Eindruck: ich habe in der Zeit so viel gesehen. New York ist eine verdammt laute, riesige, helle Stadt, das erschlägt einen am ersten Tag. Es wird nicht umsonst gesagt, the City that never sleeps.
Ich fand auch die Westküste total schön, von San Francisco bis Vegas einfach traumhaft. Ich habe diese ganzen Eindrücke auch immer noch nicht ganz verarbeitet, wieviel man eigentlich gesehen hat. Ich fand es einzigartig mit all seinen Freunden und der Familie dieses tolle Abenteuer zusammen zu erleben. Man schlendert abends durch New York und trifft andere Gruppen aus Eisborn. Oder man läuft nichtsahnend durch Los Angeles und trifft spontan meinen Bruder mit seinen Freunden. Von dieser Reise werde ich wahrscheinlich noch meinen Enkelkindern erzählen.“
Die Steubenparade selbst gibt es seit 1957. Man darf es sich nicht so vorstellen, dass dieses Event jeder kennt. Dennoch stellt es einen festen Termin im Jahreskalender dar und ist ein Zeugnis gelebter deutsch-amerikanischer Freundschaft. Die Altersspanne der Mitreisenden erstreckte sich von 18 bis 81.
„Dort traf man dann auf Vereine aller Art“, berichtete Danne weiter. „Musikvereine, Feuerwehren, Schützenvereine, Jungschützen, Grundschulen, die Polizei, Tanzgarden, Karnevalsvereine, Kegelclubs, Sparclubs und man glaubt es nicht, aber ganz viele Plattdeutsch-Vereine aus Amerika selbst. Plattdeutschclub Manhattan, Plattdeutsch Club Queens und viele mehr.“
Nach der Steubenparade luden die Amerikaner klischeegerecht die Deutschen zum Oktoberfest im Central Park ein. Zum Ende der Veranstaltung stimmte das Trommlerkorps dann das hier allseits bekannte „Feuerwasser“ an. „Auf einmal standen so viele Menschen um uns herum und haben mitgefeiert, das war unfassbar. Wir sind dann spielend raus begleitet worden und alle haben es gefeiert
Danach sind wir noch weiter bis zum Times Square und sind mit den restlichen Musikern und Schützen und Feuerwehrmännern spielend über den Times Square gelaufen und tausende Menschen guckten und filmten das. Also das war überragend.
Am nächsten Tag saß ich abends vor dem Hotel und dann sprach mich ein Herr an und fragte mich, ob wir auch an der Steubenparade teilgenommen hätten. Er erzählte mir, dass ein toller Musikverein nach Ende noch richtig Stimmung gemacht hätte. Ich sagte ihm, dass wir das gewesen seien und wir kamen schnell ins Gespräch und haben uns über Instagram ausgetauscht. So entstehen neue Freundschaften.“ DP
Titelfoto: Nacht in New York City. Die Gruppe aus Eisborn ist überwältigt von diesem Lichtermeer. Fotos: privat