Balve/Mellen. (R.E.) Insgesamt war Gerd Drees 17 Jahre lang ehrenamtlich als Bürgerbusfahrer aktiv. Jetzt gab der 76-Jährige das Lenkrad in jüngere Hände. Seine Fahrten durch die Hönnestadt erledigt seit einigen Tagen Reinhard Vielhaber aus Garbeck. „Ich habe meinen Personenbeförderungsschein nicht mehr erneuert und damit ist Schluss“, sagt Drees.
Der sympathische Mellener hat in all den Jahren 700 mal hinter dem Lenkrad des Bürgerbusses gesessen und kommt zu dem Ergebnis: „Ich bin zweimal um die ganze Welt mit den Fahrgästen gefahren.“ So ist es in der Tat. Denn Drees legte mit seinen Mitfahrern weit mehr als 80.000 Kilometer in der Hönnestadt auf den verschiedenen Buslinien zurück. Und zwar zumeist mit großer Begeisterung.
„Es war schön, den Bürgerbus zu fahren und hier und da Bekannten zuzuwinken, die im Café saßen. Besonders auffällig die große Dankbarkeit der älteren Damen, die wir zumeist in die Stadt und wieder zurück nach Hause gefahren haben. Aber auch die Kindergartenlinie hat mir immer Spaß gemacht“, erzählt Drees, der zu den Gründungsmitgliedern des Bürgerbusvereins Balve zählt. Dies gilt auch für seinen Bruder Theo, der vor drei Jahren das Lenkrad aus der Hand legte, sowie Bruno Meinker, Christian Schubert und Helga Rath. Sie bildeten den Vorstand.
Keiner ist allerdings so lange gefahren wie der Ehrenamtler aus Mellen, der kaum Ärger im Bürgerbus hatte. „Manchmal gab es allerdings Fahrgäste, die nicht einsehen wollten, dass wir aus Kapazitätsgründen nicht alle mitnehmen können. Das hat dazu geführt, dass wir in einem Fall die Polizei anfordern mussten, weil eine renitente Dame nicht bereit war, den völlig überfüllten Bürgerbus zu verlassen. Sie durfte anschließend vier Wochen nicht mehr mitfahren“, so der 76-Jährige, der den 1. Oktober 2019 in schlechter Erinnerung behalten wird.
An diesem Tag saß er mit seiner Frau Magda am Frühstückstisch in Mellen, als das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung Bürgerbus-Boss Breier. „Wir haben personelle Probleme, wir brauchen Dich unbedingt als Fahrer“, hieß es aus Sundern. Wenig erbaut von der Idee, das gemeinsame Frühstück abzubrechen, versuchte Drees Breier davon zu überzeugen, einen anderen Fahrer ausfindig zu machen. „Letztlich habe ich aber doch zugesagt“, erklärte Drees, ohne zu ahnen, was ihn einige Zeit später erwartet.
Zunächst lief noch alles glatt. Als er jedoch den Lidl-Parkplatz verlassen wollte, setzte eine Dame ihren Pkw zurück und prallte seitlich in den Bürgerbus. Anstatt ihr Fehlverhalten einzuräumen, warf sie Drees vor, zu schnell gefahren und damit für den Unfall verantwortlich zu sein. „Ich musste die Polizei rufen, damit die den Fall klärt“, schildert er sein schlimmstes Erlebnis in den vergangenen 17 Jahren.
Ganz anders die Kindergartenlinie von Balve-Süd, Mellen, nach Langenholthausen zum DRK-Kindergarten. „Wir sind früher dreimal gefahren, jetzt nur noch einmal. Heute waren es gerade einmal vier Kinder auf der Hinfahrt. Ursache dafür sind oftmals die Eltern, die morgens nicht aus den Federn kommen. Sie bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Kita – und wir nehmen sie wieder mit nach Hause“, so der langjährige Bürgerbus-Fahrer, der im Gespräch mit unserer Zeitung noch eine Anekdote erzählt.
In all den Jahren wollten die Kinder im Bürgerbus unbedingt vorne an der Stange sitzen. Um ein Gerangel um den begehrten Platz zu vermeiden, wurde ein Pinneken gezogen. „Wir mussten immer Streichhölzer im Bürgerbus haben, damit wir mit den Kindern Pinneken ziehen konnten“, lächelt Drees, der bescheiden, wie er nun einmal ist, keinen Dank erwartet. „Ich habe das Ganze sehr gerne gemacht. Ich wünsche mir eigentlich nur, dass sich mancher Balver fragt: Warum fahre ich eigentlich nicht den Balver Bürgerbus, obwohl ich die Zeit dazu hätte?“