Anzeige

Balve. Unzufrieden, ja sogar verärgert, zeigten sich die Mitglieder des Ausschusses „Umwelt, Stadtentwicklung, Bau“ (USB) in der vergangenen Sitzung, als es um das Thema Flächenkulisse des überarbeiteten Windenergiekonzeptes für den Regionalplan Arnsberg ging. Zwar seien einige Änderungen vorgenommen worden, doch an der Tatsache, dass von zehn Vorranggebieten für die Windenergie acht auf Balver Boden liegen habe sich nichts geändert. „Es sind erheblich viele Flächen“ so Sven Rothauge vom heimischen Bauamt.

Die beantragten Windkraftanlagen sind in Grün, die genehmigten in Orange und die bestehenden in Blau. © Auszug aus dem Geodatenportal Märkischer Kreis

Anzeige

„Insgesamt ist die Fläche kleiner geworden“, so Rothauge, der eine Karte an die Wand warf, auf der die Veränderung seit der letzten Vorstellung im Jahr 2021 sichtbar wurde. Doch gerade im Bereich des Balver Waldes habe sich nichts Wesentliches geändert. Dort falle nicht ein in der Genehmigung befindliches Windrad weg. Ganz entfallen ist hingegen der Bereich in Mellen. Das hat gute Gründe, wie Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt im Gespräch mit der HÖNNE-ZEITUNG erläuterte. Im Sorpedamm in Langscheid sei einer der ganz wenigen in unserer Region installierten Seismografen untergebracht. Diese würden die Schwingungen der Windkraftanlagen seismologisch aufnehmen. Daher gebe es eine Schutzzone von fünf Kilometern rund um diesen Seismografen. In diesem Bereich liege auch der Bollenberg in Mellen und falle somit raus.

Eine weitere Veränderung gebe es in dem Bereich, in dem Enercon an der Stadtgrenze zu Neuenrade vier Anlagen errichten wollte. Nach der neuen Gebietseinteilung im Regionalplan würden dort zwei Windkraftanlagen wegfallen.

Anzeige

Der südliche Bereich wurde etwas verkleinert, so dass zwei der vier beantragten Enercon-Anlagen außerhalb des Flächebereiches für Windkraftanlagen liegen.

Landschaftswächter Heinrich Stüeken (Parteilos) betonte, dass er nicht gegen die Windkraft sei, sich aber trotzdem frage, warum nur Balve im Märkischen Kreis die Last tragen würde. „Keine einzige neue Anlage soll im Südkreis entstehen“, verstand er die Welt nicht mehr. Und dem schlossen sich die anderen Ausschussmitglieder an.

Matthias Jedowski (CDU) erwähnte, dass in NRW ein Prozent der Flächen vorgesehen, in Balve aber jetzt schon 7 Prozent belegt seien. Bürgermeister Hubertus Mühling wurde noch deutlicher: „Das passt nicht in die Welt! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Südkreis nur Naturschutzgebiete gibt“, beklagte er auch, dass den Städten und Gemeinden die Planungshoheit entzogen wurde. „Die Last sollte gleich verteilt werden.“

Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt wies im Gespräch mit der HZ noch einmal darauf hin, dass bereits in diesem Jahr mit dem Bau von zwei weiteren Windenergieanlage im Balver Wald begonnen werde. Diese seien bereits genehmigt. Mit den weiteren beantragten Anlagen würden demnächst 16 Windräder den Balver Wald zieren.

Um aber nun zu verhindern, dass Anträge auf Errichtung von Windkraftanlagen auch noch außerhalb der jetzt ausgewiesenen Zonen gestellt und genehmigt werden, beschloss der Rat einstimmig, dass das Einvernehmen zur Errichtung dort nicht hergestellt wird. Ob allerdings der Regionalplan in der weiteren Bearbeitung den jetzigen Stand beibehält, oder die Bereiche wieder ausgeweitet werden, stehe in den Sternen, hieß es abschließend.   kr

zum Kommentar

Titelfoto: Besorgtes Gesicht bei Ausschussvorsitzendem Lorenz Schnadt (l.) bei dem Bericht von Sven Rothauge (r.).    Foto: Roland Krahl

Anzeige