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Entnommen der gedruckten Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG.

Hönnetal. Seit 111 Jahren fährt unsere Hönnetalbahn durch die einmalige Landschaft des Hönnetals und verbindet seine schönen Städte. Neben dem alltäglichen Transport vieler Schüler zu den Mendener Schulen, nutzen heute noch viele Menschen die Bahn, um zu ihrer Arbeit zu kommen oder aber auch, um die weite Welt zu entdecken.
Gerade in den vergangenen Monaten wurde einmal mehr deutlich, wie sehr die Menschen und besonders die Schülerinnen und Schüler im oberen Hönnetal auf ihre Bahn angewiesen sind. Nach wochenlangen Streckenarbeiten mit einhergehendem Schienenersatzverkehr hat sich wieder einmal bewiesen, ohne die Hönnetalbahn geht es nicht.
Dass aber auch die Indus­trie entlang des Hönnelaufes ihren Aufschwung nur der Hönnetalbahn zu verdanken hat, ist heute vielen Menschen in der Zeit des immer stärker werdenden Straßenverkehrs überhaupt nicht bewusst.
Einer, der die Bahn gut kennt und sogar schon ein Buch über die Hönnetalbahn verfasst hat, ist der Garbecker Burkhard Wendel.
Wir treffen den ehemaligen Eisenbahner, um über die historische und auch die heutige Bedeutung dieser, in Nordrhein-Westfalen einmaligen Strecke, zu reden. „Als wir damals die Eisenbahnfreunde Hönnetal gründeten, war es nie die Frage, ob diese Strecke einmal geschlossen wird. Es war und ist immer noch eine Frage des Zeitpunktes“, so Wendel.
Bis in die 90er Jahre war der Wunsch einer Stilllegung bei vielen Bewohnern recht groß. Erst seit ein paar Jahren geht ein Umdenken in der Region durch die Menschen.
„Mittlerweile hat ein Großteil der Hönnetaler erkannt, dass die Hönnetalbahn zum Hönnetal gehört. Sie ist kein Störfaktor, sondern ein belebendes Element dieser Region, welches auch zur Attraktivität des Hönnetals beiträgt“.
Auch ist der Schülerverkehr zwischen Neuenrade und Menden ein wichtiger Teil der heimischen Infrastruktur. „Damals wurde im Rahmen einer Stilllegung über einen Transport der Schüler mit Bussen nachgedacht. Dieses Thema ging damals auch stark durch die Medien. Von dieser Idee hat man aber dann ganz schnell Abschied genommen. Man hätte viel zu viele Busse gebraucht, um die Menge der Schüler zu transportieren. Auch wären diese Busse nur morgens und mittags im Einsatz gewesen. Das wäre zu teuer und nicht praktikabel gewesen. Dass die Hönnetalbahn heute überhaupt noch fährt, haben wir dem Schülerverkehr zu verdanken“.

Ohne Hönnetalbahn keine Industrie

Ohne diese Strecke sähe die Firmenvielfalt heute im Hönnetal ganz anders aus. Erst mit der Inbetriebnahme dieser Strecke am 29. März 1912 nahm auch die Industrie Einzug in das Tal.
„Die Strecke war der Anfang der Industrie im Hönnetal und war lange ein wichtiger Transportweg für diese gewesen. Es gab überall Gleisanschlüsse für die Firmen, in Neuenrade schon angefangen. Bis in die 90er hatte die Firma Paul Müller AG in Garbeck noch so einen. Ganz wichtig waren die Anschlüsse der Kalkwerke im Hönnetal. Es gab ja nicht nur das große in Lendringsen, sondern ganz viele kleine Werke entlang der Strecke. Die haben alle mit der Bahn ihren Kalkstein verladen und transportiert.
In Balve war der Anschluss der Ziegelei Allhoff ein ganz wichtiger. Auch die Chemische Fabrik Wocklum war ein großer Betreiber des Transportes von Kesselwagen auf dieser Strecke. Noch heute steht dort die alte Werkslok.
Auch hatte jeder Bahnhof entlang der Strecke sein eigenes Verladegleis. Hier wurde viel Grubenholz und auch der ganze Kleingutverkehr verladen und transportiert. Heute geht dieses alles über die Straße. Es gibt die vielen Paketdienste, die von Haus zu Haus fahren und alles ausliefern. Das gab es damals ja noch alles nicht. Der gesamte Lieferverkehr ging damals über die Schiene.
Die Hönntelbahn war dadurch für den industriellen Auftrieb in der Region also wichtig. Wer damals nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen war, war von der Außenwelt abgeschnitten, er war abgehängt von dem Handel und der Industrie. 1912 war die Bahn das Tor zur Welt.
Es gab sogar Planungen, die Strecke an die Ruhr-Sieg Strecke anzuschließen. Hierfür sollte in Sanssouci eine Abzweigung entstehen. Eine Verlängerung ab Neuenrade wurde anhand der Geografie schnell verworfen“.

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Die Zukunft der Hönnetalbahn

Gerade jetzt, in Zeiten des Klimawandels nimmt die Bedeutung des Schienenverkehrs wieder immer mehr zu. „Die Bahn ist eine umweltfreundliche Lösung zu reisen. Ich kenne sogar Leute, die jetzt wieder vermehrt mit der Hönnetalbahn fahren“.
Auch nehme der Freizeitverkehr laut Wendel immer mehr zu. Ein Grund war hier das 9-Euro-Ticket und jetzt das geplante 49-Euro-Ticket.
„Durch den Stundentakt ist diese Strecke, vor allem auch am Samstag, jetzt wieder attraktiv für viele geworden. Wir sind von den Eisenbahnfreunden jetzt dran, dass es in Zukunft auch abends bis 22 Uhr Verbindungen gibt. Momentan fährt der letzte Zug gegen 20 Uhr. Der Zweckverband Ruhr-Lippe unterstützt auch diese Idee vom Grundsatz her, es geht nur um die Finanzierung dieses Vorhabens. Lange sah es auch gut aus, dass dieses durchgeführt wird, aber die Sparmaßnahmen aufgrund der Energiekrise verhindern dieses jetzt. Es kann sogar passieren, dass aufgrund von Sparmaßnahmen der Zugverkehr auf der Strecke reduziert wird. Dann fahren nur noch zu Stoßzeiten die Züge.
Umso mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und auf die Bahn umsteigen, umso sicherer ist der Erhalt des Fahrplans dieser Strecke. Da ist auch die Bahn in der Pflicht, mit der Erschaffung von verbraucherfreundlichen Tarifen und der Zuverlässigkeit ihrer Züge. Wobei sich hier auf dieser Strecke nach anfänglichen Problemen mit den PESA-Zügen jetzt als sehr zuverlässig erwiesen haben. Das sah anfangs mit diesen neuen Zügen noch ganz anders aus. Da gab es sehr viele Ausfälle und Probleme. Das hat die Deutsche Bahn jetzt endlich in den Griff gekriegt“. svep

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