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Entnommen der gedruckten Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG.

Balve. Als langjähriger Betreiber der Shell-Station an der Hönnetalstraße in Balve hat Ralf Schneider einiges mitgemacht. „Die Marktsituation hat sich hier stark verändert.“ Früher seien die Änderungen der Spritpreise noch einmal im Monat per Postkarte gekommen. Damals sei es egal gewesen, ob man die Änderung heute oder morgen vornahm. Später habe sein Großvater dann schon mit dem Fernglas zum Wettbewerber Texaco gelinst, um den Preis eventuell anzupassen.
Heute habe man bis zu neunzehn Preiswechsel pro Tag, alles zentral aus Hamburg von der Shell-Zentrale gesteuert. Dies führe manchmal zu Unzufriedenheit bei den Kunden, die beispielsweise tanken kommen, dann in den Discounter fahren und auf dem Rückweg feststellen, dass der Preis massiv gefallen ist.
Glücklicherweise habe man mit der sogenannten „Clubsmart-Karte“ als Kunde einen klaren Vorteil. Das Rabattsystem sichert Schneiders Kunden bei maximal zwei Cent Differenz den günstigsten Preis im Umkreis von zehn Kilometern zu. Morgens ließen sich so schon mal bis zu 20 Cent pro Liter sparen.
Der Höchstpreis der letzten Jahre war laut Schneider mit Diesel bei rund 2,50 Euro vor gar nicht so langer Zeit in Balve erreicht gewesen. Derzeit habe sich die Lage stabilisiert. Der Liter Diesel läge wieder deutlich unter der 2-Euro-Marke. Doch, so Schneider, würden die Leute heutzutage schnell abstumpfen. Was gestern noch ein Horrorpreis war, könne in einer preislichen Aufwärtsbewegung übermorgen schon zur Freude werden.
Generell beobachtet Ralf Schneider, dass trotz der Energiespar- und Umweltschutzmantras der letzten zehn Jahre der Kraftstoffverbrauch nicht zurückgegangen sei. „Die Tendenz ist konstant bis steigend!“
Man sähe aber einen gewissen Wechsel der Strategie bei der Autofahrern. Bei temporär hohem Preis werde gegebenenfalls nicht mehr der Tank voll gefüllt, sondern eher gewartet, was die Welt morgen bringt. Ein tägliches Roulette-Spiel, bei dem man mal gewinnt und mal verliert.
Während der Hochphase der Corona-Pandemie sah die Situation aus Sicht des Tankstellenbesitzers oft anders aus. Home-Office und ausbleibende Urlaubsreisen sorgten dafür, dass man oft ab 17 Uhr hätte schließen können. Dafür fand der Werkstattbetrieb eine bessere Auslastung. „Was nicht in die Urlaubsreise investiert wurde, konnte so ins eigene Fahrzeug gesteckt werden.“
Mancher, der coronabedingt seinen Job verloren hätte, musste sich auch schweren Herzens von seinem Auto trennen. Dies habe häufig zu sehr emotionalen Szenen geführt.
Was die Zukunft in Bezug auf den Kraftstoffpreis bringen wird, kann auch Ralf Schneider mit all seiner Erfahrung nicht vorher sagen. Da fehlt ihm noch die Glaskugel. Marktstabilität wird jedenfalls nicht an der lokalen Tankstelle erreicht. Diese Zeiten sind vorbei. Vermutlich ist dafür erst ein Friedensvertrag zwischen Russland und der Ukraine erforderlich, um wieder klare Verhältnisse auch bei den Spritpreisen zu schaffen. DP

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