Höveringhausen/Neuenrade. Klix, ein kleiner Ort nördlich von Bautzen nahe der polnischen Grenze, ist jährlicher Austragungsort einer der größten internationalen Segelflugwettbewerbe. Diese Ecke Deutschlands ist sehr beliebt bei den Segelfliegern, denn die dortigen thermischen Verhältnisse aufgrund der Vegetation, der Bodenbeschaffenheit und des schon fast kontinentalen Klimaeinflusses sind bereits im Frühjahr sehr gut und lassen große Streckenflüge zu. Hinzu kommt die Möglichkeit, die direkt angrenzenden Länder wie Polen und Tschechien mit in die Streckenplanung einzubeziehen. Rund 120 Pilotinnen und Pilotenverschiedener Nationen stellten sich Ende April/Anfang Mai in vier Wertungsklassen dem sportlichen Vergleich.

So auch die Neuenraderin Mirja Klicks, die in der sogenannten Offenen-Klasse neben weiteren 33 Pilotinnen und Piloten teilnahm. Diese Klasse beinhaltet Flugzeuge mit einer Spannweite von 18 bis 25 Metern. Sie flog dort ihren privaten Ventus 2 der Firma Schempp-Hirth aus Kircheim u. Teck. Mirja Klicks zählt bereits zu den „alten Hasen“ im Leistungssegelflug. Mit dem Segelfliegen hat die heute 51-Jährige im Jahr 1988 im heimischen Sauerland angefangen. In ihrem Flugbuch stehen mittlerweile über 2300 Flugstunden und sie ist keine Unbekannte in der Wettbewerbsszene. Seit fast 30 Jahren nimmt sie regelmäßig an hochrangigen Wettbewerben teil, darunter an 14 Deutschen Meisterschaften, bei denen sie immer wieder gute Platzierungen erzielen konnte, einer Vor- WM und zahlreichen Internationalen- und Qualifikationswettbewerben. Klicks ist Leistungspilotin durch und durch. Sie liebt den sportlichen Vergleich und die Atmosphäre auf einem Wettbewerb. Besonders gefällt ihr der Zusammenhalt. „Das ist schon eine kleine Familie“, sagt sie. Nur ca. 600 Pilotinnen und Piloten von rund 25.000 Segelfliegerinnen und Segelfliegern in Deutschland fliegen Meisterschaften. Wobei Segelfliegen immer noch eine Männerdomäne darstellt, denn nur rund 10% sind Frauen und davon ist nur 1% im Leistungsflug unterwegs.

Blickaus dem Cockpit vor dem Start Mirja Klicks. Fotos: privat

Auch an dem International Gliding Cup in Klix hat sie mehrfach teilgenommen und kennt die Lausitz und das Umland sehr gut. Begleitet wurde sie von ihrem Mann, Björn Fernholz, ebenfalls Segelflieger, der sich als Helfer um die Pilotin kümmert. Wie auch in den vergangenen Jahren flog Fernholz aber auch im eigenen Segelflugzeug außerhalb des Wettbewerbsfeldes, wenn es die Zeit zuließ und nutzte die guten Wetterbedingungen für das eigene Training. „Ohne eine entsprechende Mannschaft wäre ein solcher Sport nicht möglich“, erklärt Klicks, „denn Wettbewerbsfliegen ist Teamsport und Hochleistungssegelflug in einem.“ Wie jedes Jahr freute sie sich auf dieses jährliche Event, da sie dort Freunde aus Deutschland und ganz Europa trifft. Darunter ist auch ihr Teampartner, der aus Brandenburg kommt, den gleichen Flugzeugtypen fliegt und mit ihr den Wettbewerb zusammen bestreitet, so auch in diesem Jahr.

Die Anreise erfolgte Ostermontag, der Aufbau des Equipments erfolgte am Dienstag und der Mittwoch wurde für einen Trainingsflug genutzt. In der Zeit eines Wettbewerbs entsteht auf den Flugplätzen immer eine kleine Stadt, da die meisten Piloten und Mannschaften campen.

Der erste mögliche Wertungstag (Freitag) war noch verregnet, die nächsten vier Tage waren kalt und von wolkenlosem Himmel geprägt. Das ist sehr anspruchsvoll, weil die Aufwinde mit Wolken besser erkennbar sind, und sorgt dafür, dass die Piloten in großen Gruppen,sogenannten Pulks, teilweise mit 30 Flugzeugen und mehr, zusammen unterwegs sind. Da heißt es aufpassen, damit keine Kollisionen erfolgen. Im Anschluss gab es direkt zwei weitere Tage mit Wolkenthermik. Hier wurde es dann durch die Wettbewerbsleitung sportlich, da die Aufgaben entsprechend groß gestellt waren. Am letzten Wertungstag wurde Mirja KlicksWertungsklasse einmal um den Luftraum Berlin geschickt. Dies ist eine Strecke von über500km und stellt ein Highlight dar, da es selten Wetterlagen gibt, die solch eine Umrundung der Hauptstadt möglich machen. Die letzten beiden Tage waren dann wetterbedingt leider nicht mehr nutzbar. Ein weiteres Highlight war, dass die Wettbewerbsleitung einen Tag die Offene-Klasse ins Riesengebirge schickte und bis kurz vor die Schneekoppe geflogen wurde. Eine Erfahrung, die man selten hat.

Mirja Klicks passte sich den Bedingungen in dieser Gegend an. Ihr Credo: „Bei gutem Wetter kann jeder fliegen, bei schwierigen Wetterlagen trennt sich die Spreu vom Weizen.“ Deshalb nutzt sie auch im heimischen Sauerland oft Wetterlagen, bei denen nicht sogenannte „Scheunentore“ fliegen können. Das ist schon sehr anspruchsvoll, denn Segelfliegen ist nicht nur die Kombination aus Natur und Technik, sondern fordert auch mental einiges von den Pilotinnen und Piloten ab. An den Tagen, an denen nicht geflogen werden konnte, wurde die Umgebung erkundet, denn schließlich ist so ein Wettbewerb nicht nur Sport, sondern auch Urlaub und die Erholung darf nicht zu kurz kommen. Am Ende des Wettbewerbs standen ca. 3000km und über 40 Flugstunden in den Flugbüchern der beiden Segelflieger und eine Platzierung im Mittelfeld für Mirja Klicks. So darf die Flugsaison 2025 weitergehen.